Gesundheitsschädliche Stoffe stecken etwa in Turnmatten oder Regenbekleidung

Berlin. Kindergärten sind nach einer Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wesentlich stärker mit gesundheitsschädlichen PVC-Weichmachern belastet als normale Haushalte. Die Untersuchung habe im Schnitt eine dreifach höhere Belastung mit den besonders den Hormonhaushalt von Jungen schädigenden Chemikalien in den Einrichtungen nachgewiesen, sagte BUND-Chemie-Expertin Sarah Häuser am Dienstag in Berlin. Der BUND forderte von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) ein Verbot der Weichmacher im Umfeld von Kindern.

Untersucht wurden den Angaben zufolge Staubproben von bundesweit 60 Kitas in einem Berliner Labor auf sechs der üblichen Weichmacher (Phthalate). "Im Ergebnis waren zwei Drittel der Kitas wesentlich stärker belastet als ein Durchschnittshaushalt", sagte Häuser. Von dem Weichmacher DEHP wurde beispielsweise ein bis zu 20-fach höherer Wert, von DINP bis zu 50-fach höherer Wert gemessen.

DEHP, DBP, BBP und DIBP sind von der Europäischen Union als "fortpflanzungsschädigend" eingestuft worden. Das Umweltbundesamt empfiehlt zudem den generellen Verzicht auf DINP und DIDP, weil sie im Organismus angereichert werden und hormonelle Eigenschaften haben. In Spielzeugen sind sie entweder bereits generell verboten oder dürfen zumindest nicht bei Spielzeugen verwendet werden, die in den Mund genommen werden.

Die Ursache für die hohe Schadstoffbelastung in Kindertagesstätten sieht der BUND deshalb auch in Einrichtungsgegenständen wie PVC-Fußböden (zehn bis 30 Prozent Weichmacher), Vinyltapeten (acht bis 19 Prozent), Turnmatten (ein bis 18 Prozent) , Matratzen-Schutzbezügen, Gymnastikbällen, Kunstlederpolstern, Regenbekleidung (bis zu 37 Prozent) oder Plastiktischdecken. "Die Sachen gasen mit der Zeit aus und werden von den Kinderkörpern aufgenommen", sagte Sarah Häuser.

Der Berliner Toxikologe Ibrahim Chahoud warnte davor, das Problem der Weichmacher mit ihrer "hormonähnlichen Wirkungsweise" zu unterschätzen. Statt PVC-Produkte zu verwenden, empfiehlt der BUND den Kindergärten, auf alternative Stoffe wie Naturkautschuk, Keramik, Metall, Holz oder elastischen Kunststoff ohne Weichmacher auszuweichen.