Experten warnen vor dem Gebrauch von Hortensien als Droge, denn beim Verbrennen der Pflanzen entsteht Blausäure

Berlin. Gefahren durch Drogen lauern auch im heimischen Garten: Die Bundesapothekerkammer warnt davor, Bestandteile von Hortensien als Rauschmittel zu rauchen. Das Landeskriminalamt Niedersachsen hatte unlängst eine zunehmende Anzahl an Diebstählen der großblütigen Pflanzen registriert.

Als Zierpflanzen sind Hortensien harmlos. Werden die Pflanzen hingegen verbrannt, wird Blausäure freigesetzt. Deswegen warnen Experten vor einer Vergiftung mit Blausäure, wenn der Rauch inhaliert wird. Die möglichen Folgen reichen von Bewusstlosigkeit und Störungen des zentralen Nervensystems bis zum Tod. Medizinische Fälle seien aber noch nicht beschrieben worden, berichtet die "Pharmazeutische Zeitung". Hortensien enthalten noch weitere Wirkstoffe, unter anderem Cumarine. Diese Substanzen können, wenn sie in größeren Mengen durch den Mund aufgenommen werden, heftige Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindel und Schlafsucht auslösen. Noch höhere Dosen können zum Tode führen.

Außerdem wird von Wissenschaftlern bezweifelt, ob das Rauchen getrockneter Hortensien eine ähnlich berauschende Wirkung hat wie Cannabis. Bislang sei noch kein Inhaltsstoff bekannt, der psychotropisch auf das Gehirn wirken könnte, berichtet die "Pharmazeutische Zeitung" und beruft sich auf das Giftinformationszentrum Nord in Göttingen. Auch Vergiftungsfälle nach absichtlicher Inhalation würden selten gemeldet.

Bei den Konsumenten, so wird vermutet, handelt es sich wahrscheinlich um Angehörige der Cannabis-Szene. "Das sind oft junge Leute, die sehr experimentierfreudig und meist Raucher sind", sagt Theo Baumgärtner, Leiter des Hamburger Büros für Suchtprävention. Das Rauscherlebnis sei aber auch eine Frage der individuellen Disposition. "Wenn Sie einen Rausch erwarten, dann kann eine Substanz auch eine berauschende Wirkung haben, obwohl sie keinen entsprechenden Wirkstoff enthält", erklärt Baumgärtner. Das sei sozusagen ein Placeboeffekt. Das bedeutet in der Medizin, dass auch Tabletten ohne Wirkstoff helfen können, wenn die Patienten von der Wirksamkeit des Mittels überzeugt sind.

Baumgärtner warnte eindringlich vor dem Konsum solcher Naturdrogen: "Das birgt ungeheure Risiken, weil man nie weiß, welche und wie viele Giftsstoffe sie enthalten und weil man die Dosierung nicht kontrollieren kann."