Im Klärwerk Köhlbrandhöft wird aus Abwasser Biogas hergestellt. Seit heute wird es ins Netz eingespeist

Steinwerder. Hamburg ist um einen ökologischen Rohstoff reicher: Biogas aus dem Abwasser der städtischen Kanalisation. Von dem Klärwerk Köhlbrandhöft auf Steinwerder strömt es seit heute unter der Elbe hindurch in die Hansestadt. Gestern nahmen der Hamburg-Energie-Chef Michael Beckereit und Klärwerksleiter Hartmut Schenk die Aufbereitungsanlage in Betrieb.

"18 Millionen Kilowattstunden Biomethan sollen im Jahr eingespeist werden", sagte Beckereit. Ein kleiner Anteil im Vergleich zu den konventionellen Gasressourcen: Im Schnitt können damit nur 900 Haushalte versorgt werden. Der städtische Stromkonzern bietet es seinen Kunden in Anteilen zu einem oder zehn Prozent an.

Etwa 400 000 Kubikmeter Kanalisationsbrühe erreichen das Klärwerk täglich. Das ist mehr Wasser, als die Binnenalster fasst. Bei der Reinigung entsteht Schlamm, aus dem das Gas gewonnen wird. In drei Stufen wird dabei der grobe Dreck zunächst aus der Brühe gerecht, gesiebt und gefiltert. Danach lösen Bakterien die Kohlenstoffverbindungen auf, bevor das vorgereinigte Wasser zum Klärwerk Dradenau fließt. 3700 Kubikmeter Morast pro Tag entstehen dabei. Damit könnte man etwa neun Schwimmbäder füllen.

In den zehn silbernen, eiförmigen Faultürmen auf dem Gelände lagert der Schlamm 20 Tage lang. Bakterien zersetzen in den luftdichten Türmen etwa die Hälfte der organischen Verbindungen zu Methan, Kohlendioxid und Wasser. Den Stickstoff wandeln sie in Ammonium um, das Faulgas entsteht. In der Aufbereitungsanlage wird es tiefgekühlt und das verbleibende Kohlenstoffdioxid und Schwefelwasserstoff herausgefiltert. So gereinigt kann es in das Gasnetz eingespeist werden. "Das Verfahren ist deutschlandweit einzigartig", sagte der Hamburg-Energie-Chef. Biogas wird normalerweise aus landwirtschaftlichen Produkten wie Dung oder Pflanzen gewonnen. Beckereit: "Dies ist ein städtisches Modell." Das Gas unterscheide sich qualitativ nicht von anderen Biogasen.

3,3 Millionen Euro hat die Anlage gekostet. Bezahlt hat es Klärwerksbetreiber Hamburg Wasser, vermarktet wird das Gas von Hamburg Energie. Über Stromkosten muss sich das Klärwerk nun keine Gedanken mehr machen. "Wir sind durch das Biogas und eine Windradanlage energieautark", sagte Hartmut Schenk.