Wie frühe Menschen ohne die Technik im kalten Klima überlebten, bleibt ein Rätsel

Washington. In einer Frage sind sich die Wissenschaftler einig: Die Beherrschung des Feuers spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des modernen Menschen. Doch seit wann er diese Fähigkeit besitzt, darüber streiten Biologen und Archäologen. Eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass das Feuer erst seit 300 000 bis 400 000 Jahren regelmäßig zum Wärmen und Kochen benutzt wird.

Forscher der Universität Leiden in den Niederlanden und der US-Universität von Colorado untersuchten 141 archäologische Stätten in ganz Europa. Sie stießen auf eine Ungereimtheit: Während es Hinweise darauf gibt, dass die ersten Menschen schon vor rund einer Million Jahren in Europa lebten, so verwenden sie jedoch erst seit rund 400 000 Jahren regelmäßig Feuer. Danach setzten die Neandertaler und modernen Menschen in Europa regelmäßig Feuer ein, um sich zu wärmen, zu kochen oder der Dunkelheit zu entkommen. Die Erkenntnisse seien ebenso deutlich wie überraschend, schrieben die Forscher im Magazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".

Die meisten Archäologen sind sich einig, dass das Feuer bei der Kolonialisierung außerhalb Afrikas eine wichtige Rolle spielte. Dies gilt besonders in Europa, wo die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen. Aber wie überlebten die ersten Menschen dieses kalte Klima ohne Feuer? Die Forscher verweisen auf einen sehr aktiven Lebensstil und proteinreiche Ernährung. Der Archäologe Richard Wrangham aus Harvard ist sich nicht so sicher, dass der Mensch das Feuer erst so spät zu kontrollieren lernte. Er nimmt an, dass es möglicherweise keine Hinweise auf eine frühere Nutzung gibt, weil verbrannte Knochen und Asche zerstört wurden oder sich auflösen.