Dr. Bernhard Kenter, Institut für Weltforstwirtschaft, KlimaCampus Hamburg:

Im Laufe der Evolution entstanden die Nadelbäume weitaus früher als die Laubbäume. Im Winter das Laub abzuwerfen, ist also die modernere Strategie, um die kalte Jahreszeit möglichst unbeschadet zu überstehen. Im Herbst lagern Laubbäume die Nährstoffe aus den Blättern in der Rinde ein und halten Winterruhe. Damit umgehen sie die Gefahr, der die Nadelbäume ausgesetzt sind: An sonnigen Wintertagen beginnt in den Nadeln die Photosynthese. Als Folge verdunsten die Nadeln durch ihre Spaltöffnungen Wasser. Ist nun der Boden noch gefroren, können die Wurzeln kein Wasser nachliefern - der Baum gerät in Trockenstress. Im Frühling wird die fehlende Winterpause für Nadelbäume dagegen zum Vorteil: Sie beginnen früher zu wachsen, weil sie nicht erst neue Blätter bilden müssen.