Washington. Für Herzkranke, die einen Bypass brauchen, aber dafür keine geeigneten eigenen Gefäße haben, könnte es bald Hilfe geben. Forschern in den USA ist es gelungen, künstliche Blutgefäße zu züchten, die sich bereits beim Einsatz in Pavianen bewährt haben, wie das Fachmagazin "Science Translational Medicine" in seiner neuen Ausgabe berichtet.

Die Arbeitsgruppe aus den Universitäten Duke, East Carolina und Yale beschichtete eine röhrenförmige Gewebematrix aus Polyglykolsäure mit menschlichen Muskelzellen und ließ sie mithilfe von Wachstumsfaktoren auf dem Gewebe wachsen. Die Kunststoff-Matrix löste sich nach und nach auf und hinterließ ein röhrenförmiges Gerüst. Die Zellen wurden so behandelt, dass sie keine Abwehrreaktion des Immunsystems auslösen konnten. Das Gefäß testeten die Forscher an Pavianen, die wegen einer Dialyse einen Zugang zu Arterien und Venen benötigten. Die Belastungsprüfungen fielen in der Studie Erfolg versprechend aus: Die mechanischen Eigenschaften des gezüchteten Gefäßes waren vergleichbar mit denen von natürlichen Blutgefäßen. Und auch den Belastungen eines Bypasses am Herzen, getestet an Hunden, hielten die Gefäße stand. Die Züchtungen können ein Jahr aufbewahrt und natürlich auch mit eigenen Zellen hergestellt werden. Das würde die immunologische Verträglichkeit noch weiter verbessern.

Der Bedarf an künstlichen Gefäßen für Bypässe ist groß. Zum einen können sich Gefäße auf Kunststoffbasis, die bereits verwendet werden, leicht infizieren, zum anderen haben Patienten oft nicht genügend passende eigene Gefäße, wenn sie mehrere Bypässe bekommen müssen. Prof. Axel Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie in Hannover, ist trotzdem noch etwas skeptisch. Er sieht die Langzeiterfolge bei Gefäßen, die auf einer Polyglykolmatrix gezüchtet wurden, noch nicht gegeben. "Bei ähnlichen Versuchen, die an der Universität Aachen durchgeführt wurden, war die Wandschwäche ein Problem. Es kam zu Aneurysmen, also Ausstülpungen der Adern."