Kiel. Das atlantische Wasser in der östlichen Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen war in den vergangenen 2000 Jahren noch nie so warm wie heute. Das zeigt eine Untersuchung des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften IFM-Geomar (Kiel) und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Die Forscher werteten Sedimentproben aus und stellten fest, dass die Temperatur dieses Meeresgebiets in den vergangenen 100 Jahren um zwei Grad gestiegen ist. Dies sei in den vergangenen zwei Jahrtausenden beispiellos.

Die östliche Framstraße ist die nördlichste Verlängerung des Golfstroms und die wichtigste Verbindung zum Arktischen Ozean. Über sie fließt wärmeres, salzhaltigeres Wasser Richtung Nordpol. Deshalb sehen die Forscher einen Zusammenhang zwischen den steigenden Wassertemperaturen und der raschen Erwärmung der Arktis sowie dem schwindenden Meereis.

Als Kronzeugen der Erwärmung dienten den Forschern kleine tierische Einzeller (Foraminiferen), die Kalkschalen ausbilden. Wenn sie absterben, sinken sie auf den Meeresgrund und werden allmählich mit Sediment bedeckt. Ihre Schalen bleiben als Fossilien erhalten und können altersmäßig bestimmt werden. Sie geben den Forschern heute Hinweise auf die Temperaturverhältnisse vergangener Jahrtausende. Denn je nach Wassertemperaturen besiedelten unterschiedliche Foraminiferen-Arten das Gewässer. Zudem lässt die chemische Zusammensetzung des Kalks Rückschlüsse auf die vergangenen Temperaturverhältnisse zu.

Beide Untersuchungsmethoden zeigten: "Die heutigen Temperaturen des Atlantikwassers in der Framstraße liegen etwa 1,5 Grad höher als etwa im klimatisch warmen Hochmittelalter", betont Robert Spielhagen, Hauptautor der Studie, die heute im Fachmagazin "Science" vorgestellt wird.