Hamburg. An Prostatakrebs erkranken typischerweise ältere Männer. Doch einige der 60 000 Neuerkrankten jedes Jahr in Deutschland sind bei der Diagnose noch keine 50 Jahre alt. Die genetischen Daten dieser "untypischen" Patienten könnten jetzt der Schlüssel zum Verständnis der Ursachen dieser Erkrankung sein.

In einem beispiellosen Forschungsprojekt des Internationalen Krebsgenom-Konsortiums starten unter der Federführung des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) Ärzte und Molekularbiologen damit, die genetischen Ursachen von frühem Prostatakrebs zu erforschen. Sie rechnen damit, besonders bei jungen Patienten Genmutationen zu finden, die das Entstehen und das Wachstum dieses Tumors begünstigen. Außerdem könnten Fälle von erblichem Prostatakrebs eher bei jüngeren Männern auftreten.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 7,5 Millionen Euro gefördert. Ein weiterer Projektpartner ist die Martiniklinik in Eppendorf, die einzige Spezialklinik in Deutschland, die nur Prostatakrebs behandelt. Im Januar geht es los: Das Erbgut der Tumorzellen von 250 höchstens 50- jährigen Prostatakrebspatienten soll entziffert und mit den Gensequenzen aus gesunden Zellen derselben Männer verglichen werden.

"Die Konzentration unseres Projektes auf besonders junge Patienten wird mit hoher Wahrscheinlichkeit Hinweise auf die Ursachen des erblichen Prostatakrebses ergeben", sagt Prof. Guido Sauter, Direktor des Instituts für Pathologie des UKE und Mitkoordinator des Forschungsvorhabens. Mit diesem Wissen können neue und bessere diagnostische Verfahren für Prostatakrebs entwickelt werden. Das ist wichtig, denn die frühere Diagnose aggressiver Tumoren und ihre Unterscheidung von gutartigen Prostataerkrankungen ist unerlässlich, um die bestmögliche Therapie für jeden einzelnen Patienten zu finden.