Forscher haben endlich einen Weg gefunden, um Bestandszahlen der seltenen Insekten zu ermitteln

London. Weder Bananen, Erdbeeren, Kirschen noch Tomaten, nicht einmal Wein oder Bier haben ihn locken können. Der Hirschkäfer, einer der auffälligsten und größten Käfer Europas, hatte bisher allen Versuchen getrotzt, sich systematisch mithilfe von Aromen fangen zu lassen. Deshalb tappen Ökologen relativ im Dunkeln, was die Bestandszahlen der gefährdeten Tiere angeht. Dieses Wissen ist aber nötig, um die auch in Deutschland auf der roten Liste stehenden Käfer zu schützen. Ingwer könnte jetzt zum Schlüssel werden, fanden britische Ökologen heraus: Seinem Duft konnten die erwachsenen Käfer nicht widerstehen.

Die Käferart, bei der die männlichen Tiere einen geweihartigen Oberkiefer ausgebildet haben und bis zu acht Zentimeter groß werden können, lebt in verrottendem Holz. Die Insekten sind dort nicht zu zählen. Dies wäre aber möglich, wenn sie in aufgestellte Fallen gingen. Da die Tiere im erwachsenen Käferstadium nicht mehr fressen, sind sie höchstens mit Düften zu locken. Forscher der University of London und der University of York trafen mit der Ingwerwurzel nun ins Schwarze - wie auch andere Altholzbewohner fühlen sich die Hirschkäfer von ihrem Aroma angezogen. Damit steht nun britischen Naturfreunden, die ehrenamtlich Käfer erfassen, ein kostengünstiges Instrument zur Verfügung.

Den im Boden lebenden Larven des Käfers kamen die Forscher dagegen mit Hightech auf die Spur: Sie nutzten winzige Mikrofone, die sie in die Erde steckten, um die Geräusche aufzufangen, die die Larven in ihren unterirdischen Nestern machen. Die Geräusche unterscheiden sich merklich von den Larven-Geräuschen anderer Käfer. Die Larven leben fünf bis sechs Jahre, die Käfer nur einige Wochen.

Hirschkäfer sind in weiten Teilen Europas auf dem Rückzug. Ihre Vorliebe für Ingwer könnte ihnen nun die Zukunft sichern helfen.