Über das Datum streiten die Forscher. Auch die Sterne geben keine genaue Antwort

Nazareth. Die Frage, in welchem Jahr Jesus Christus geboren wurde, ist unter Wissenschaftlern umstritten und nach wie vor ungeklärt. Weder die Bibel noch historische Dokumente liefern ausreichende Anhaltspunkte; und auch die Sternenkonstellationen bieten keine befriedigende Lösung.

Wie das Lukas-Evangelium berichtet, wurde Jesus zur Zeit der Herrschaft von Herodes über Judäa, Galiläa und Samaria geboren. Dessen Regierungszeit erstreckte sich auf die Zeit von 40 bis 4 vor Christus. Demnach müsste Jesus also spätestens "4 vor Christi Geburt" zur Welt gekommen sein. Dazu passt auch die Angabe, dass Jesus zur Zeit des römischen Kaisers Augustus das Licht der Welt erblickte. Dessen Regentschaft umfasste die Jahre zwischen 27 vor Christus bis 14 nach Christus.

Dann allerdings wird es schon schwieriger: Der Evangelist führt aus, dass ein gewisser Quirinius zur Zeit der Geburt Jesu Statthalter von Syrien war. Doch dieser trat sein Amt erst 6 nach Christus an - was sich wiederum mit der Regierungszeit des Herodes nicht in Einklang bringen lässt. Auch die von Lukas erwähnte Volkszählung birgt Probleme: Für die Herrschaft des Augustus ist keine solche Zählung belegt. Immerhin dürfte es 6 oder 7 nach Christus in Judäa eine Zählung anlässlich der Eingliederung des Landesteils in die Provinz Syrien gegeben haben.

Bleibt der berühmte Stern von Bethlehem. Der taucht allerdings nicht bei Lukas, sondern nur bei Matthäus auf. Sollte es sich um ein reales astronomisches Phänomen handeln, spricht viel für die Jahre zwischen 7 und 4 vor Christus. In dieser Zeit kam es dreimal zu auffälligen "Konjunktionen" der Planeten Jupiter und Saturn. Schon der Astronom Johannes Kepler (1571-1630) berechnete, dass es um die Jahre 7 beziehungsweise 6 vor Christus ein derartiges Phänomen gab.

Alles Gründe, weshalb die Mehrheit der Wissenschaftler dafür plädiert, die Geburt Jesu in die letzten Regierungsjahre des Herodes zu datieren. Abweichende Meinungen gibt es aber immer wieder. So trat vor einigen Jahren der deutsche Astronom Stefan Poller mit der These an die Öffentlichkeit, Jesus sei erst 2 vor Christus und damit nach Ende der Herrschaft des Herodes zur Welt gekommen. Poller bezog sich dabei ebenfalls auf den Stern von Bethlehem.

Dabei ist in der Fachwelt generell umstritten, ob bei der Erwähnung des Sterns im Matthäus-Evangelium überhaupt von einem naturwissenschaftlichen Himmelsphänomen die Rede ist. Viele Wissenschaftler bestreiten dies. Hinzu kommt: In der antiken Literatur war es üblich, die Geburt großer Persönlichkeiten mit fiktiven Himmelserscheinungen wie Sternenkonstellationen in Verbindung zu bringen.