Am 1. Dezember wird der Deutsche Zukunftspreis verliehen. Drei Projekte sind nominiert

Berlin. Er gilt als wichtigste nationale Auszeichnung für herausragende Innovationen: der Deutsche Zukunftspreis. In diesem Jahr konkurrieren ein Greifarm nach dem Elefantenrüssel-Prinzip, ein blitzschnelles Verfahren zum Sortieren von Kunststoffen und eine Turbo-Katalysatorensuche um den "Innovations-Oscar". Wer am Ende das Rennen macht, entscheidet sich am 1. Dezember. Dann vergibt Bundespräsident Christian Wulff in Berlin die mit 250 000 Euro dotierte Ehrung.

Der Preis wird seit 1997 vom Bundespräsidenten überreicht. Er soll Teams ehren, die mit Kreativität und Wissen innovative Produkte entwickeln und so zu Wohlstand und Zukunftsfähigkeit in Deutschland beitragen. Die drei Forschergruppen hatten sich unter 20 Bewerbern durchgesetzt. Sie befinden sich damit in keiner schlechten Gesellschaft: Forscher wie der Physiker Peter Grünberg wurden schon mit der Auszeichnung geehrt - und erhielten später sogar den Nobelpreis.

Schöne Aussichten sind das zum Beispiel für das Karlsruher Team um Prof. Gunther Krieg von Unisensor Sensorsysteme. Die Wissenschaftler gehen mit einer optischen Sortiermethode in die Endrunde, mit der Kunststoffe aus PET-Flaschen komplett recycelt werden können. Die Forscher nutzen ein spezielles Breitband-Laserlicht, um von den geschredderten Kunststoffpartikeln "Fingerabdrücke" zu nehmen, mit deren Hilfe Fremdstoffe aussortiert werden können.

Alles geht blitzschnell: Kaum ist der geschredderte Plastikmüll in dem riesigen Edelstahltrichter, sausen die Teilchen über mehrere Rutschen wie ein Wasserfall rund einen Meter in die Tiefe. Dort treffen sie auf Laserstrahlen, die mit einem Tempo von 10 000 Stundenkilometern an einer Leiste entlangflitzen. Alle Teile werden beleuchtet, anhand ihres optischen Fingerabdrucks analysiert und sortiert. Die "guten" fallen in einen Behälter, die "schlechten" werden von zahlreichen Überdruckdüsen in eine andere Kammer gepustet. "So lässt sich aus gebrauchten Flaschen ein Wertstoff gewinnen, der sich zu 100 Prozent in neuen Flaschen verwenden lässt", sagt Krieg. Etwa ein Dutzend Recycling-Betriebe in Europa, den USA und Mexiko arbeiten schon mit den Geräten von Unisensor.

Einen besonders flexiblen Greifarm hat die Esslinger Festo AG mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik (Stuttgart) entwickelt. Er soll die Gewandtheit eines Elefantenrüssels mit der nachgiebigen Spannkraft einer Fischflosse im Greiffinger kombinieren. "Greifer und Finger können sehr behutsam selbst rohe Eier, Tomaten und ein Glas Wasser anfassen und ebenso sachte mit Tieren und Menschen umgehen", beschreibt Forschungsleiter Peter Post den Hightech-Helfer, der via Kamera, Sprache oder Sensoren Anweisungen erhalten kann.

Der Greifarm kann vielfältig eingesetzt werden: Zurzeit wird getestet, ob er beim Orangenpflücken verwendet werden kann. Doch nicht nur in der Landwirtschaft, auch in der Industrie, im Haushalt oder in der Pflege können sich die Experten den Einsatz des Greifers vorstellen. Der Arm wird mit Druckluft betrieben und orientiert sich am Rüssel eines Elefanten, der durch 40 000 Muskeln, die zu Bündeln verflochten sind, sehr elastisch ist. Rund 1000 der außergewöhnlichen Greifarme will Festo im Jahr 2011 verkaufen.

Die dritte Erfindung ist ein Testverfahren, das Katalysatoren für unterschiedliche chemische Prozesse schneller aufspürt. Katalysatoren sind Reaktionsbeschleuniger, die für Wirtschaft wie Umweltschutz - etwa beim Auto-Kat - eine große Rolle spielen. Das neue Verfahren wurde vom Team der Heidelberger hte AG (Heidelberg) um Prof. Ferdi Schüth vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr entwickelt. Mit der sogenannten Parallelrohrreaktortechnik können sie die mühsame Suche nach wirkungsvollen Katalysatoren um das Zehn- bis Hundertfache beschleunigen. "Bisher mussten zahlreiche infrage kommende Substanzen nacheinander getestet und analysiert werden", erläutert Schüth.

Mit seinem Reaktor werden normalerweise 50 Experimente gleichzeitig gemacht - es könnten aber sogar bis zu 625 parallel laufen. Die möglichen Katalysatoren werden in Kartuschen in den Reaktor - einen Behälter aus Stahl - gesteckt, dann strömt Gas gleichmäßig darüber. An den jeweiligen Endprodukten erkennt der Chemiker, ob der richtige Katalysator dabei ist.

Video: Zukuntspreis 2010 - Vorstellung der nominierten Projekte

Quelle: Deutscher Zukunftspreis