Nach fast 30 Jahren soll das BIOS durch das moderne System EFI ersetzt werden

Hamburg. Das BIOS ist die zentrale Steuereinheit des Computers. Karge Menüs und komplizierte Bedienung halten Nutzer seit rund drei Jahrzehnten davon ab, sich damit auseinanderzusetzen. Nun ist endlich ein Nachfolger in Sicht, der weit mehr Komfort und Optionen bietet. Experten halten es sogar für möglich, dass EFI in absehbarer Zeit Betriebssysteme wie Windows ersetzen könnte.

Es ist eine Software, die PC-Besitzer täglich nutzen, aber so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Ja, viele dürften von dem "Basic Input Output System", kurz BIOS, noch nie etwas gehört haben. Trotzdem würde kein Rechner ohne BIOS funktionieren. Denn es ist die grundlegende Verbindung zwischen der Hardware des Computers und dem darauf installierten Betriebssystem.

Gespeichert ist es auf dem sogenannten Mainboard (Hauptplatine), das, gewissermaßen als Rückgrat des PCs, all dessen Bestandteile miteinander verbindet. Vereinfacht gesagt ist das BIOS dafür zuständig, den Rechner auf den Start des Betriebssystems vorzubereiten. Es erweckt ihn sozusagen zum Leben. Dazu führt das BIOS einen "Selbsttest" durch, leitet die Kommunikation zwischen Software und Hardware ein und überprüft wichtige Systemdaten wie Betriebsspannungen und -temperaturen. Zudem kann der Nutzer eigenhändig Einstellungen vornehmen. Wer sich auskennt, kann damit das letzte bisschen Leistung aus seinem PC herauskitzeln. Wer jedoch allzu unbedarft vorgeht, kann ihn allerdings auch plötzlich verstummen lassen.

Kurios ist, dass sich das BIOS in rund drei Jahrzehnten kaum verändert hat. Es basiert noch immer weitgehend auf der Version, die 1981 auf dem ersten Personal Computer von IBM ihren Dienst tat. Nun gibt es einen Nachfolger: Mehrere Hardwarehersteller wollen ihre Mainboards auf ein neues System namens Extensible Firmware Interface (EFI, dt.: Erweiterbare Firmware-Schnittstelle) oder Unified (vereinheitlichte) EFI umstellen. Von der Software, deren Entwicklung vom "UEFI-Forum", einem Zusammenschluss mehrerer Hardware-Hersteller) überwacht wird, profitierten bislang nur Großrechner. Die Mac-Rechner der Firma Apple haben EFI mit einem stark begrenzten Funktionsumfang an Bord. "Wir wollten dem Anwender etwas an die Hand geben, das sich besser bedienen lässt als das ursprüngliche BIOS", sagt Sascha Heinrich vom Hardware-Hersteller MSI. Ab kommendem Jahr sollen alle Mainboards für Intels neue Prozessorgeneration serienmäßig mit dem BIOS-Nachfolger ausgestattet sein. Nach den kargen Menüs und kryptischen Abkürzungen des klassischen BIOS wird es damit endlich eine grafische Benutzeroberfläche geben, die diese Bezeichnung auch verdient. Sie lässt sich per Maus bedienen und kann über die Netzwerkkarte Verbindung zum Internet aufnehmen. Die Gerätetreiber für die PC-Bestandteile sind nämlich, anders als bisher, bereits in das Startprogramm integriert.

Aber EFI bietet noch mehr. Das Programm kann die Hardwaretreiber wie auch sich selbst auf dem neuesten Stand halten, eine Sicherung der Festplatte durchführen. Der Nutzer kann sogar im Netz surfen, ohne extra den Rechner hochzufahren. In Zeiten, in denen man bereits per Mobiltelefon Mails abrufen kann, bringen immer weniger Menschen die Geduld auf, minutenlang darauf zu warten, bis das Betriebssystem einsatzbereit ist. "Zusammen mit unseren neuen Mainboards werden wir eine CD mit weiteren Anwendungen ausliefern, die sich im Zusammenspiel mit EFI starten lassen", verrät Sascha Heinrich. Dabei sein wird ein System namens "Winki III", das auf dem freien Betriebssystem Linux basiert und neben Internet-Funktionen unter anderem Büroanwendungen enthält.

Braucht man dann überhaupt noch ein Betriebssystem? Oder wird das behäbige Windows absehbar durch eine schlankere und in wenigen Sekunden startende Software ersetzt? "Ein solches Vor-Betriebssystem würde sich anbieten, wenn ein Anwender mal eben seine E-Mails überprüfen oder etwas im Internet nachschauen möchte", sagt Fabian Schusdziara von der Fachzeitschrift "PC Praxis". Da immer mehr Anwendungen wie Text- oder Bildbearbeitung nicht auf der lokalen Festplatte durchgeführt werden, sondern ins Internet abwandern, sei es aber auch durchaus denkbar, dass klassische Betriebssysteme irgendwann überflüssig werden. Auch Hersteller Asus bastelt an einem Programm namens "Express Gate", mit dem man unter anderem E-Mails verschicken, Musik hören und über das Internet telefonieren kann.

Erst als in den vergangenen Jahren Festplatten mit immer größerer Speicherkapazität auf den Markt kamen, hat sich bei BIOS etwas getan. "Das herkömmliche BIOS erkennt nur Laufwerke mit maximal zwei Terabyte Speicherplatz", sagt MSI-Mann Heinrich. EFI erhöhe den Wert auf acht Milliarden Terabyte - genug für eine ganze Menge an Urlaubsvideos und MP3-Musik.