Umweltschützer versuchen, der boomenden Nashorn-Wilderei entgegenzuwirken

Chipinge National Park. Die Kettensäge schneidet durch das Horn des zusammengesunkenen Dickhäuters und wirbelt kleine Splitter in die flirrende Hitze. Nur Sekunden dauert es, bis die Rhinozeroskuh ihr Horn verloren hat. Und nur Minuten später springt sie auf und flüchtet - verstümmelt, doch immerhin am Leben. Denn es waren nicht Wilderer, die das Tier vom Hubschrauber aus mit einem Pfeil betäubten und danach seines Horns beraubten, sondern Tierärzte von der Umweltstiftung Lowveld Rhino Trust.

Im vergangenen Jahr erreichte die Nashorn-Wilderei in Afrika nach Angaben der International Rhino Foundation einen absoluten Höchststand. In Simbabwe wird der Bestand der Rhinozerosse auf nur noch 700 geschätzt; etwa 400 davon sind vom Aussterben bedrohte Spitzmaulnashörner und 300 weniger gefährdete Breitmaulnashörner. Mit drastischen Maßnahmen versucht das Land jetzt, die Tiere vor Wilderern zu schützen. Denn ohne das wertvolle Horn sind Rhinozerosse für illegale Jäger uninteressant. Offiziellen Schätzungen zufolge werden für ein Kilo des aus Keratin bestehenden Horns mehr als 14 000 Euro bezahlt. In Asien gilt es nicht nur als Schmuck, sondern als Wundermittel gegen Kopfschmerzen - und vor allem als Aphrodisiakum.

Die Regierung von Simbabwe lagert inzwischen fünf Tonnen abgetrenntes Horn. Seit gegen die Wilddiebe kompromisslos gekämpft wird, finden sich in der Region Lowveld weniger verendete Tiere. Allerdings hat sich die illegale Jagd verlagert: Im benachbarten Südafrika stieg die Zahl getöteter Nashörner von 122 im vergangenen Jahr auf bereits 210 in diesem Jahr.