Herbstdreieck, Milchstraße, Atair im Adler und Pegasus: Diese Sterne können Sie im November, ungestört vom Mondlicht, über Hamburg sehen.

Hamburg. Wer abends ungestört vom Mondlicht in die Sterne schauen möchte, der sollte das jetzt tun. Denn sobald der zunehmende Mond am 13. November das "Erste Viertel", die Halbmondstellung, erreicht hat, ist ein Blick in die Milchstraße erst in den Morgenstunden möglich.

Genau senkrecht über unseren Köpfen steht zurzeit die Zickzacklinie des "Himmels-Ws" , das von den hellsten Sternen der Kassiopeia gebildet wird. Dieses Sternbild ist genauso wie der Große Wagen zirkumpolar, also das ganze Jahr über zu sehen. Die mittlere Spitze des "W" deutet in etwa in Richtung Nordstern. Darunter, tief am Nordhorizont, finden wir jetzt die sieben Sterne des Großen Wagens. Auch das markante "Sommerdreieck" aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler steht schon recht horizontnah im Westen.

Erkennen Sie das Band der Milchstraße? Vom Westhorizont steigt es auf: durch das Sommerdreieck hinauf zum Himmels-W der Kassiopeia und von dort weiter nach Osten zum Orion.

Halbhoch im Süden prangt das "Herbstviereck" mit den Sternbildern Pegasus und der Sternenkette der Andromeda. Unter dem Herbstviereck zieht der helle Lichtpunkt des Jupiters alle Blicke auf sich. Jupiter ist noch immer der unumschränkte "Star" am Abendhimmel. Doch er ist natürlich kein Stern, kein selbstleuchtender glühend heißer Gasball wie die anderen Sterne. Er ist wie die Erde ein Planet, ein "Wanderer", den wir vor wenigen Wochen überholt haben. Er bewegt sich daher noch immer rückläufig durch den Sternenhintergrund des Wassermanns. Bis zum 19. November kommt er zum "Stillstand" und wandert dann wieder durch den Tierkreis Richtung Fische.

Ein bisschen Abschiednehmen ist daher schon angesagt, denn Jupiter zieht sich mehr und mehr aus der zweiten Nachthälfte zurück. Am Monatsende geht er bereits um 1 Uhr unter. Ein schöner Anblick bietet sich rund um den 16. November, wenn der Mond nördlich am Riesen Jupiter vorbeizieht und in die Fische wechselt. Erst Mitte Dezember wird auch Jupiter die Grenze zu diesem Sternbild überschreiten.

Ein kleines Sternenoval genau über dem Jupiter und unter dem Herbstviereck markiert einen der beiden Fische, die der Sage nach die Liebesgöttin Aphrodite und ihren Sohn Eros darstellen sollen, die auf der Flucht vor dem Ungeheuer Typhon beide in den Euphrat gesprungen waren, sich in Fische verwandelten und entkamen.

In den Fischen liegt der "Frühlingspunkt", der Ursprung der wichtigsten Koordinatensysteme der Astronomie. Der Wanderweg von Sonne, Mond und Planeten kreuzt dort den Himmelsäquator. Die Sonne steht dort zu Frühlingsbeginn genau in der Ebene des Erdäquators. Dieser Punkt liegt unterhalb der östlichen Seite des Herbstvierecks, weniger als eine handbreit östlich, also "links" von Jupiter.

Der Frühlingspunkt ist auch als "Widderpunkt" bekannt und markiert den Beginn des Tierkreiszeichens Widder - eines reinen Datumsabschnitts, der nichts mit Sternen und Sternbildern zu tun hat. Vor mehr als 2000 Jahren lag der Frühlingspunkt tatsächlich noch im Sternbild Widder, daher die Bezeichnung. Durch die Taumelbewegung der Erde hat er sich verlagert und erreichte vor 2000 Jahren, in der Zeit der frühen Christenheit, das Sternbild der Fische. Fischabbildungen in der Antike waren vielleicht auch deshalb ein heimliches Erkennungszeichen der Christen untereinander.

Im Osten sind die Sterne des Winters bereits aufgegangen. Da ist die helle Capella im Fuhrmann hoch im Osten - neben dem Perseus. Und etwas tiefer der rötliche Hauptstern Aldebaran im Stier sowie die Zwillingssterne Castor und Pollux und das Prunkstück des Winters, der wie ein Schmetterling wirkende Orion.

Schon mit bloßem Auge erkennen wir rund um Aldebaran auch den V-förmigen Sternhaufen der Hyaden und die dichtere, wie eine Miniausgabe des Großen Wagens geformte Sternengruppe des "Siebengestirns": die Plejaden. Da sie im Stier nahe dem Wanderweg von Sonne, Mond und Planeten liegen, ziehen diese "Wandergestirne" regelmäßig dort vorbei. So steht am 21. November der Vollmond genau unterhalb der Plejaden. Die ganze Nacht sind beide zusammen am Himmel - allerdings muss man den Mond schon mit der Hand abdecken, um knapp darüber die Plejadensterne sehen zu können!

Erst lange nach dem Untergang des Jupiters taucht der Ringplanet Saturn im Sternbild Jungfrau im Osten auf; zu Monatsbeginn erst um 5.30 Uhr, am Monatsende bereits um 4 Uhr. Und in der zweiten Monatshälfte ist es dann so weit: Venus beginnt ihren Auftritt als strahlend heller "Morgenstern" - eine Stunde vor Sonnenaufgang ist sie dann "unterhalb von Saturn" bis weit in die Morgendämmerung hinein sichtbar, nahe des verblassenden Hauptsterns der Jungfrau, der Spica. Der sonnennächste Planet Merkur bleibt zusammen mit Mars im November verborgen.