Anthropoide besiedelten Afrika von Asien aus, belegen Fossilfunde aus Libyen

Tripolis. Fossilienfunde in Libyen bringen eine gängige Lehrmeinung ins Wanken: Wie ein internationales Forscherteam in der Zeitschrift "Nature" berichtet, stammen die Urahnen des Menschen möglicherweise doch nicht aus Afrika. Vielmehr deutet die Entdeckung von 39 Millionen Jahre alten Versteinerungen darauf hin, dass die Anthropoiden - also die gemeinsamen Vorläufer von Menschen, Menschenaffen und anderen höheren Primaten - in Asien lebten.

Die Paläontologen um Jean-Jacques Jaeger von der Universität Poitiers (Frankreich) entdeckten in Zentrallibyen insgesamt vier Fossilien, die alle 38 bis 39 Millionen Jahre alt sind. Mit einem Gewicht von 120 bis 470 Gramm waren die Tiere eher winzig, aber die Tragweite ihrer Entdeckung könnte sich als gewaltig erweisen. Denn die vier Fossilien umfassen gleich drei verschiedene Familien von anthropoiden Primaten, die alle zur gleichen Zeit im mittleren Eozän lebten.

Die damalige Artenvielfalt zeigt, dass sich die Anthropoiden schon vorher über einen langen Zeitraum entwickelt haben. Allerdings fehlen in Afrika ältere Hinweise darauf, trotz enorm vieler Ausgrabungen. Daher vermuten die Forscher, dass mehrere schon voll entwickelte Arten den Kontinent von Asien aus besiedelten. "Wenn unsere frühen Ahnen nicht nach Afrika ausgewandert wären, gäbe es uns heute nicht", sagt Christopher Beard vom Carnegie Museum in Pittsburgh.