Spezielle Adapter, die einen Netzwerkzugang über das Hausstromnetz ermöglichen, bestehen den Praxistest und behaupten sich gegenüber W-LAN

Berlin/Dortmund. Die Vernetzung von Routern, Rechnern und Mediaplayern ist nicht immer leicht. Das Verlegen von Netzwerkkabeln ist oft ein Graus, und W-LAN ist praktisch, aber auch störungsanfällig. Hier kommt eine dritte, weniger bekannte Möglichkeit ins Spiel: die Powerline-Technologie, die ein Netzwerk nutzt, das jeder hat, nämlich das Hausstromnetz.

Für Experten ist die Vernetzung per Steckdose eine vernünftige Alternative: "Powerline ist eine solide und zuverlässige Technologie und vor allem für Bestandswohnungen interessant", sagt Siegfried Pongratz vom Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) in Berlin. Sinnvoll ist Powerline vor allem beim Überbrücken von Etagen. Wer zum Beispiel seinen DSL-Router im Erdgeschoss, seinen PC aber im ersten Stock stehen hat, bekommt mit W-LAN schnell Probleme - und Kabel verlegen ist nicht jedermanns Sache.

Das ist für Pongratz ein entscheidendes Argument für Powerline: "Die Installation ist vergleichsweise einfach." Startersets kosten je nach der Datenübertragungsgeschwindigkeit 50 bis 150 Euro. Sie enthalten in der Regel zwei Adapter, weitere Geräte können einzeln nachgekauft werden. Die kleinen Kästen sind ungefähr so groß wie ein Ladegerät für Handys, besitzen eine LAN-Buchse für Netzwerkkabel und werden direkt in die Steckdose gesteckt. Computer, Modem oder andere Geräte werden dann per LAN-Kabel mit den Adaptern verbunden, die Verbindung zwischen den Adaptern wird automatisch hergestellt.

Manche Powerline-Geräte bieten auch einen Stromanschluss, damit sie die Steckdose nicht blockieren. Einige Modelle verfügen zusätzlich über W-LAN. So lassen sich zum Beispiel Laptops ohne Kabel flexibler online bringen, und die Reichweite des Netzwerks wird insgesamt erhöht.

Allerdings ist auch die Powerline-Technologie nicht frei von Tücken. Markus Pritsch von der Stiftung Warentest hat mehrere Adapter verglichen und hat vor allem Bedenken in Bezug auf die Sicherheit: "Die Hersteller versprechen zwar, dass das Powerline-Netz am Stromzähler endet. Unser Praxistest hat aber gezeigt, dass sich die Nachbarn in Mehrfamilienhäusern und Doppelhaushälften meist problemlos einwählen können." Der Grund: Aus technischen Gründen haben fast alle Powerline-Adapter bei der Auslieferung dasselbe Passwort. Pritsch rät deshalb, das Passwort sofort nach der Installation zu ändern.

Auch bei der Geschwindigkeit halten die Powerline-Adapter nicht ganz das, was die Hersteller versprechen: Für die Mehrheit der derzeit erhältlichen Geräte (Homeplug-AV-Standard) versprechen die Hersteller 200 Megabit pro Sekunde (MBit/s), tatsächlich sind es viel weniger. "Die Hersteller geben auf den Verpackungen die theoretische Höchstgrenze an, nicht den realen Datendurchsatz", sagt Pritsch. Der liege bei einer Powerline-Verbindung mit 200 MBit/s bei ungefähr 39 MBit/s, irgendwo zwischen W-LAN und Netzwerkkabel. Zum Surfen sei das aber völlig ausreichend, auch die Übertragung von Videos ist damit möglich. Im ersten Quartal 2011 führt der Weltverband der Elektrik- und Elektrotechnik-Ingenieure (IEEE) den neuen Powerline-Standard IEEE 1901 ein, mit dem theoretische 500MBit/s möglich sind.

"Powerline ist die perfekte Technik, weil es keinen zusätzlichen Aufwand verursacht", sagt Bernd Aschendorf, Professor für Gebäudesystemtechnik an der Fachhochschule Dortmund. Zwar könne der Datenfluss im Stromnetz gestört werden, zum Beispiel durch Energiesparlampen. Auch neuere Computer mit Schaltnetzteilen könnten den Fluss kurz unterbrechen. Jedoch bekämen Nutzer "die Schwankungen normalerweise gar nicht mit."