Physikprofessor Bernd Kniehl von der Universität Hamburg erhält den diesjährigen Preis für Mentorship der Claussen-Simon-Stiftung

Hamburg. Die Bewerbung für die Auszeichnung war aufwendig, doch Dr. Mathias Butenschön hat die Mühe nicht gescheut - es ging schließlich um seinen langjährigen Betreuer, Professor Bernd Kniehl vom II. Institut für Theoretische Physik an der Uni Hamburg. "Er hat sich sehr für mich eingesetzt - dafür möchte ich ihm danken", sagt Butenschön, der an der Bucerius Law School heute Abend eine Laudatio auf seinen Doktorvater halten wird, denn dann erhält Bernd Kniehl den diesjährigen "Preis für Mentorship" der Hamburger Claussen-Simon-Stiftung. Die mit 25 000 Euro dotierte Auszeichnung, die in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal vergeben wird, ehrt Hamburger Forscher, die den akademischen Nachwuchs vorbildlich fördern.

"Die Lehre muss an unseren Hochschulen wieder einen höheren Stellenwert bekommen", sagt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Georg Joachim Claussen. "Viele Hochschullehrer profilieren sich bisher vor allem über ihre Forschung. Unser Preis soll sie dazu animieren, ihre Doktoranden besser zu unterstützen." Er könne die derzeitige Lage nicht genau beurteilen, aber: "Hervorragend ist die Lehre an Hamburgs Hochschulen sicher nicht. Es gibt noch einiges zu verbessern." Allerdings sehe er Fortschritte, sagt Claussen und verweist auf Vorzeigeprojekte wie das Mentorenprogramm am UKE. Das von der Claussen-Simon-Stiftung mit 327 000 Euro geförderte Projekt soll für eine bessere Betreuung im Medizinstudium sorgen. Ein Indiz, dass es mit der Qualität der Lehre aufwärts gehe, sei die gestiegene Zahl der Anträge für den Mentorship-Preis, sagt Claussen: "Bei unser ersten Ausschreibung 2001 erhielten wir etwa 25 Anträge. In diesem Jahr haben fast 50 ehemalige Doktoranden ihren Professor vorgeschlagen."

Was aber macht gute Lehre aus? Mathias Butenschön über seinen Professor: "Bernd Kniehl legt zum Beispiel großen Wert darauf, dass Doktoranden lernen, Vorträge zu halten. Außerdem schickt er sie oft zu internationalen Konferenzen, damit sie Kontakte zu Kollegen knüpfen können." Doch der Professor fördere nicht nur, sondern fordere auch, sagt Butenschön: "Er fragt seine Doktoranden regelmäßig, wie es mit ihren Projekten vorangeht. Dabei übt er einen positiven Leistungsdruck aus, der sehr motivierend wirkt."

Bernd Kniehl, dessen Spezialgebiet Vorhersagen für Experimente in Teilchenbeschleunigern sind, sagt, er werde die Auszeichnung "mit Demut entgegennehmen". Es sei für ihn selbstverständlich, seine Doktoranden intensiv zu fördern: "Ich trage doch eine Verantwortung dafür, dass sie ihr Potenzial optimal nutzen können. Andererseits sind meine Doktoranden ja Teil meiner eigenen Forschung, insofern habe ich natürlich ein Interesse an besonders qualifizierten Mitarbeitern." Bei der Betreuung halte er es mit dem Motto: "So viel Anleitung wie nötig, so viel Freiraum wie möglich."

Das Preisgeld, so sehen es die Statuten der Claussen-Simon-Stiftung vor, muss der Geehrte für den wissenschaftlichen Nachwuchs ausgeben. "Das ist mir sehr willkommen", sagt Bernd Kniehl. "Bedarf gibt es genug."