Mit seinem Windows Phone 7 will der US-Konzern nach einigen Rückschlägen wieder im Mobilfunkmarkt mitmischen

Hamburg. Microsoft startet sein neues Handy-Betriebssystem Windows Phone 7 in Deutschland am 21. Oktober. Gestern wurde es mitsamt ersten Geräten auf Pressekonferenzen in Hamburg, London, Paris und New York vorgestellt. In Hamburg dabei war neben Microsoft-Manager Achim Berg auch Telekom-Vorstandsmitglied Niek Jan van Damme. Microsoft-Chef Steve Ballmer wurde live aus New York zugeschaltet.

"Always delightful - wonderfully mine" ("Immer herrlich - wunderbar meins") war das Motto von Ballmers kurzer, aber äußerst selbstbewusst vorgetragener Rede. Er betonte darin vor allem die Möglichkeit der Anpassung der Windows-Handys an die eigenen Bedürfnisse sowie - in offensichtlicher Abgrenzung zum Erzkonkurrenten Apple - die Vielfalt der Geräte, die von verschiedenen Herstellern bereitgestellt werden. Zunächst fünf Modelle werden zum Marktstart erhältlich sein. Dazu gehören die von der Telekom angebotenen HTC 7 Mozart und Samsung Omnia 7. Bis Weihnachten sollen weitere dazukommen.

"Wir haben uns entschieden, den Motor des Autos auszuwechseln", sagt Berg im Hinblick auf den wegen seiner umständlichen Bedienung viel kritisierten und nicht mehr zeitgemäßen Vorgänger Windows Mobile, der nun dem neuen Betriebssystem weichen muss. In den vergangenen Jahren hatte Microsoft seine einst hervorragende Position bei Betriebssystemen für Mobilfunkgeräte nach und nach eingebüßt.

Apps sind ein wichtiger Faktor, auf den jetzt auch Microsoft verstärkt setzt

Kürzlich ermittelte das Marktforschungsunternehmen Gartner einen weltweiten Marktanteil von nur noch fünf Prozent hinter den Konkurrenten Nokia, Blackberry, Google und Apple. Als Gründe für den Niedergang gelten die bessere Einbindung von Multimediaanwendungen bei der Konkurrenz sowie die beliebten Apps, mit deren Hilfe Apple und das offene Google-Betriebssystem Android viele Nutzer auf ihre Seite ziehen konnten.

Apps sind auch wesentlicher Bestandteil der neuen Microsoft-Strategie. Ein Strauß der wichtigsten Anwendungen werde gleich zum Start verfügbar sein, versprach Berg. Handybesitzer erwarten heute darüber hinaus, dass sie ihre Geräte als Schnittstelle zwischen realer und virtueller Welt den eigenen Vorstellungen anpassen können. Die Bedienung soll dabei möglichst einfach bleiben und über einen berührungsempfindlichen Bildschirm erfolgen.

Genau hier will Microsoft ansetzen: Neben dem Mediaplayer Zune soll die erfolgreiche Spielplattform Xbox Live in die völlig neue Benutzeroberfläche eingebunden werden. Damit werden die Windows Phones zu mobilen Spielkonsolen, über die man sogar Spielstände von der Xbox 360-Konsole laden kann, um damit unterwegs weiterzuspielen. Zum Start sollen über 100 Spiele verfügbar sein. Auch Web 2.0-Plattformen wie Facebook sind von Anfang an dabei. Natürlich lassen sich auch Office-Dokumente vom Windows-Rechner auf das Telefon übertragen.

Im Vergleich mit den Konkurrenten wirkt die Benutzeroberfläche deutlich aufgeräumter. Das liegt unter anderem daran, dass die Icons nicht neben- und übereinander, sondern in Kategorien angeordnet werden. In kachelförmigen Rechtecken werden Funktionen zusammengefasst. Der Nutzer kann die Kacheln nach Belieben verschieben. Sogenannte "Live-Kacheln" (engl. Live Tiles) mit wichtigen Informationen wie neuen Nachrichten oder Terminen werden automatisch aktualisiert.

Um Einheitlichkeit zu gewährleisten, macht Microsoft den Hardware-Herstellern genaue Vorgaben, wie die Windows-Phone-7-Geräte beschaffen sein müssen. So gehören eine Acht-Megapixel-Kamera und ein mit dem Finger bedienbarer Bildschirm ebenso zur Grundausstattung wie die drei Standardtasten darunter. Mit der mittleren kann man, ähnlich dem PC-Windows, das Startmenü öffnen, die rechte führt zu den Suchfunktionen der Microsoft-Suchmaschine Bing. Ein echter Coup könnte mit der linken Taste geglückt sein: Sie führt stets zum zuvor angezeigten Bildschirm zurück. In Tests hatte sich herausgestellt, dass diese Funktion am häufigsten benötigt wird.

Die Deutsche Telekom wurde als "strategischer Partner" vorgestellt. Vorstand Niek Jan van Damme referierte, dass man bis Ende des Jahres in Deutschland mit einem "massiven Anstieg" webfähiger Smartphones auf insgesamt 8,2 Millionen verkaufter Geräte rechne. Der Moment, als van Damme in diesem Zusammenhang auch die Verdienste von Apple und Google hervorhob, war der einzige, in dem das Lächeln von Microsoft-Manager Achim Berg nicht ganz so strahlend ausfiel wie im Verlauf der übrigen Show.