Die bis zu 300 Grad heißen Hydrothermalquellen tragen möglicherweise stärker zum Wärmehaushalt der Meere bei als bislang vermutet.

Azoren. Wissenschaftler des Forschungsinstituts Marum und des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie in Bremen haben an Bord des Forschungsschiffes "Meteor" 500 Kilometer südwestlich der Azoren neue Hydrothermalquellen entdeckt. Dort treten im Atlantischen Ozean in 1000 Meter Wassertiefe bis zu 300 Grad heiße Quellen aus. Die Entdeckung ist von besonderer Bedeutung, weil sie trotz intensiver Suche in diesem Seegebiet nicht aufgefallen waren.

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass viel mehr solcher kleiner aktiver Stellen entlang des Mittelatlantischen Rückens existieren, als wir bislang vermuteten", sagte Dr. Nicole Dubilier, wissenschaftliche Leiterin der Expedition. "Dies hieße, dass wir den Beitrag von hydrothermaler Aktivität zum Wärmebudget der Meere neu überprüfen müssen. Unsere Entdeckung könnte die seit Langem offene Frage klären, wie sich Tiere zwischen den großen Hydrothermalquellen-Feldern, die oft Hunderte oder Tausende Kilometer voneinander entfernt sind, verbreiten können. Sie könnten diese kleineren aktiven Zonen als Sprungbretter für ihre Verbreitung nutzen."

Mit einem neuen Fächerecholot spürten die Forscher die heißen Quellen auf. Damit lässt sich die Wassersäule bis zum Meeresboden in bisher unerreichter Genauigkeit bildlich darstellen. Bei einer Tauchfahrt fand der ferngesteuerte Unterwasserroboter Marum-Quest hydrothermale Aktivität mit Tieren, die für heiße Tiefseequellen am Mittelatlantischen Rücken typisch sind. Bis jetzt haben die Wissenschaftler noch mindestens fünf weitere Stellen gefunden. Um die heißen Quellen aufzuspüren, sind insgesamt 30 deutsche und französische Meeresforscher seit dem sechsten September an Bord der "Meteor" unterwegs.

Die Forschungsfahrt im Abendblatt-Blog mit faszinierenden Videos direkt vom Meeresgrund: abendblatt.de/meteor82