US-Forscher haben neue Methode entwickelt, um die Alleskönner zu züchten.

Washington. US-Forscher sind bei der Behandlung schwerer Krankheiten durch die Gentechnik womöglich einen großen Schritt weitergekommen: Sie fanden eine neue, "bemerkenswert wirksame" Methode zur Züchtung menschlicher Stammzellen, die vielseitig eingesetzt werden können, ohne dabei auf embryonale Stammzellen zurückgreifen zu müssen. Das ergab eine im US-Wissenschaftsmagazin "Cell Stem Cell" veröffentlichte Studie.

Derzeit setzt die Stammzell-Forschung zur Therapie schwerer Krankheiten vor allem auf embryonale Stammzellen, die als pluripotent bezeichnet werden, weil sie sich in jede menschliche Zelle verwandeln können und problemlos vermehren lassen. So kann Ersatzgewebe für kranke Organe gezüchtet werden. Dieses Verfahren ist ethisch umstritten, denn die Stammzellen werden vor allem aus Embryonen gewonnen, die z. B. bei künstlichen Befruchtungen übrig bleiben.

Der Körper eines Erwachsenen verfügt über adulte Stammzellen

Auch der erwachsene Körper verfügt über Stammzellen, die sogenannten adulten Stammzellen, die aber nur begrenzt vorhanden und wohl teils auf ihre jeweilige Funktion beschränkt bleiben: Adulte Stammzellen aus dem Gehirn könnten demnach nur verschiedene Hirnzellen neu bilden.

Die Forscher von der Harvard Medical School griffen nun bei der Züchtung der Stammzellen nicht auf den üblichen Weg zurück, das Genom ständig zu verändern, um Proteinvertreter zu erhalten, die adulte Stammzellen so "reprogrammieren" können, dass daraus pluripotente Stammzellen werden. Stattdessen entwickelten sie synthetisch veränderte RNA-Boten-Moleküle, welche die Proteine verschlüsselten, ohne sich dabei in die Zell-DNA einzufügen. Durch wiederholte Anwendung dieser RNAs konnten erwachsene Hautzellen in pluripotente Stammzellen "mit verblüffender Wirksamkeit" umgewandelt werden. In der Studie veränderten sich demnach pluripotente Stammzellen, die mit RNAs mit einer Verbindung zu Muskelzellen in Verbindung standen, in Muskelzellen.

Diese Züchtung war laut der Studie einfach, wirksam und "ohne das sofortige Risiko, eine genetische Veränderung auszulösen".