Paris. Die französische Esskultur wird gern mit vielen Kalorien gleichgesetzt. Dick macht sie deshalb aber nicht - im Gegenteil. Während es in Frankreich 14,5 Prozent Übergewichtige gibt, sind es zum Beispiel in den USA 26,9 Prozent. Der Grund ist einer Studie des französischen Forschungsinstituts Crédoc zufolge die Rolle, die das Essen in Frankreich spielt: Es ist zu festen Uhrzeiten in den Alltag integriert und gehört als wichtiger Bestandteil zum Familienleben; auf den Tisch kommt in mehreren Gängen abwechslungsreiche Kost. Etwa 15 Prozent der Mahlzeiten hätten einen festlichen Rahmen, etwa Einladungen oder Restaurantbesuche.

Dieses regelmäßige Essen in Gemeinschaft trage dazu bei, zwanghaftes Essen, etwa Heißhungeranfälle zu verhindern. In den USA dagegen, wo gut 20 Prozent der Kalorien in Form von Snacks nebenbei verzehrt würden, ist das Essen nach Einschätzung des Crédoc eine "technische Handlung".

Und wie steht es um die Essgewohnheiten der Deutschen? "Das Essen in Gemeinschaft ist hierzulande eher nicht mehr die Regel", sagt Jan Fritsche, Professor im Department Ökotrophologie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. "Es gibt immer mehr Single-Haushalte, insofern geht der Trend zu unregelmäßigen Mahlzeiten."

Das allein begünstige aber noch keine Fettleibigkeit, so Fritsche: "Es kommt auf die persönliche Einstellung und das individuelle Essverhalten an. Wenn im Kreis der Familie oder in der Kantine ständig Fast Food auf den Tisch kommt, bringt die Regelmäßigkeit auch nichts - im Gegenteil. Umgekehrt kann man sich auch mit unregelmäßigen Mahlzeiten schlank halten, sofern diese ausgewogen sind und man regelmäßig Sport treibt."