Dreidimensionalität ist das große Thema der IFA. Jetzt gibt es den ersten Camcorder, der Filme bereits so aufzeichnet

Berlin. Die sichtbare Welt ist dreidimensional, die Bilder in Film und Fernsehen werden es nach und nach auch. Ab sofort kann man 3-D-Effekte nicht nur im Kino oder zu Hause bewundern, sondern sie sogar selber herstellen. Auf der Funkausstellung IFA in Berlin wurde gerade der erste Camcorder vorgestellt, der dreidimensional Filme aufzeichnet. Für die Fans der neuen Technik ist das in zweifacher Hinsicht eine gute Nachricht. Denn passende Inhalte in Form von Blu-ray-Discs oder 3-D-Übertragungen im Fernsehen lassen derzeit noch auf sich warten.

"Mit dem HDC-SDT750 haben wir den ersten 3-D-Camcorder für Privatanwender auf den Markt gebracht", erklärt Michael Langbehn, Sprecher von Panasonic Deutschland. Für rund 1400 Euro können Hobbyfilmer nun ihren eigenen "Avatar" drehen. "Die Technik, die in unserem neuen Gerät steckt, ist dieselbe, wie sie auch bei den großen Hollywoodproduktionen zum Einsatz kommt", so Langbehn.

Doch wie funktioniert diese Technik eigentlich? Um ein sogenanntes stereoskopisches Bild zu erzeugen, sind normalerweise zwei leicht versetzt voneinander postierte Kameras notwendig. In dem Panasonic-Camcorder übernimmt ein Vorsatzobjektiv mit zwei Linsensätzen diese Aufgabe. Damit werden zeitgleich ein linkes und ein rechtes Bild erzeugt, deren Perspektive geringfügig voneinander abweicht. Sie werden an den Bildsensor weitergeleitet. Beide Teilbilder werden vertikal gestreckt und zu einem einzelnen Bild zusammengesetzt. Da HD-Fernseher 1920 Bildpunkte mal 1080 Bildzeilen darstellen, besteht ein Teilbild aus je 960 Bildpunkten. Das zusammengesetzte Bild erreicht also wieder die volle Auflösung. Man spricht dabei von der sogenannten Side-to-Side-Methode.

Für die Darstellung auf dem Bildschirm zieht der 3-D-Fernseher die Teilbilder wieder in die Horizontale. Sie werden in für das Auge nicht wahrnehmbarer Abfolge hintereinander gezeigt. Damit im Gehirn ein räumliches Bild entsteht, darf das linke Auge aber nur das linke, das rechte Auge nur das rechte Bild sehen. Um das zu erreichen, kommt die so genannte Shuttertechnik zum Einsatz: Der 3-D-Fernseher zeigt 100 Bilder pro Sekunde - 50 für das linke und 50 für das rechte Auge. Spezielle Brillen, die genau auf diese Frequenz abgestimmt sind, verdunkeln abwechselnd das linke und das rechte Brillenglas. Aufgrund dieser künstlichen Bildtrennung setzt das Gehirn beide Teilbilder schließlich zu einem bewegten räumlichen Bild zusammen.

Zur Darstellung dreidimensionaler Bilder braucht man einen 3-D-fähigen Fernseher oder Monitor und eine Shutter-Brille. Die Aufnahmen werden direkt von der Kamera per HDMI-Kabel übertragen oder auf einen Datenträger gebrannt. Als Abspielgeräte eignen sich Player oder Recorder, die das digitale Aufnahmeformat AVCHD (Advanced Video Codec High Definition) beherrschen.

"Obwohl sich auch auf einem LCD-Gerät dreidimensionale Bilder darstellen lassen, empfehlen wir Plasma-TVs als die ideale 3-D-Technologie", führt Michael Langbehn aus. Nach Meinung des Panasonic-Sprechers verfügen sie über die optimale Bildverarbeitungsgeschwindigkeit. Zur Wiedergabe von 3-D-Filmen auf dem PC-Monitor bietet die Firma Nvidia, die auch 3-D-fähige Grafikkarten herstellt, ein sogenanntes 3-D- Vision-Kit an.

Und wer ist die Zielgruppe für einen 3-D-Camcorder? "3-D hat zwei wichtige Impulsgeber", so Langbehn. "Da ist zum einen die Filmindustrie, die auf dem US-Markt bereits 70 Prozent ihres Umsatzes mit 3-D-Filmen macht, und zum anderen die Computerspielindustrie, die ebenfalls zunehmend auf dreidimensionale Inhalte setzt."

Bei Panasonic geht man davon aus, dass sich Amateurfilme, aufgenommen in drei Dimensionen, nach und nach quer durch alle Altersgruppen durchsetzen werden. "Man darf nicht vergessen, dass 3-D-Fernseher und unser Camcorder auch eine hervorragende zweidimensionale Bildwiedergabe ermöglichen. Es gibt also keinen Grund, auf die dritte Dimension zu verzichten", sagt Michael Langbehn.

Papas erste eigene 3-D-Produktion muss ja noch nicht unbedingt gleich "Avatar 2" sein.