Naturschützer und IG Metall wollen geplantes strengeres Schwefel-Limit erhalten

Hamburg. Die ab 2015 geltenden strengeren Umweltstandards für Schiffsabgase auf Nord- und Ostsee müssen bestehen bleiben. Das forderte gestern eine Allianz aus Naturschutzbund (Nabu) und der Industriegewerkschaft Metall. Sie reagiert auf eine Initiative verschiedener Industrieverbände und Häfen der Anrainerstaaten, die die geplante Begrenzung des Schwefelgehalts im Schiffstreibstoff auf 0,1 Prozent rückgängig machen wollen und sich deshalb an die EU-Kommission gewendet haben.

"Reeder und Industrie wollen den ökologischen Rückwärtsgang einlegen. Das muss auf jeden Fall verhindert werden", sagte Alexander Porschke, Vorsitzender des Nabu Hamburg. Der heutige Schiffstreibstoff sei ein giftiges Abfallprodukt der Raffinerien, dessen Verbrennung neben Schwefeldioxid auch viel Ruß und Schwermetalle freisetze. Jutta Blankau, Bezirksleiterin der IG Metall Küste, betonte, dass die deutschen Werften gegenüber der Konkurrenz in Fernost von hohen technischen Anforderungen an Neubauten profitierten. Dies sichere Arbeitsplätze.

Den beiden Verbänden stand ein versierter Experte zum Thema Umwelt und Verkehr zur Seite: Dr. Axel Friedrich, ehemaliger Leiter dieses Bereiches beim Umweltbundesamt. "80 Prozent der Schiffstransporte verlaufen unmittelbar vor den Küsten. Deshalb sind niedrige Schwefelgehalte auch ein Beitrag zum Gesundheitsschutz", betonte Friedrich. Auf hoher See ist jedoch ein Schwefelgehalt von 4,5 Prozent erlaubt, in Nord- und Ostsee liegt der Grenzwert derzeit bei 1,5 Prozent. Der Schaden, den der heutige schadstoffhaltige Schiffstreibstoff (Schweröl) global verursacht, übertreffe deutlich die Kosten für die Entschwefelung des Öls, so Friedrich. Er schätzt diese auf zwei Milliarden Euro pro Jahr.

Diesen Kosten müssen die wohltuenden Wirkungen gegenübergestellt werden, die schwefelarmer Kraftstoff auf die Schiffsmotoren hat. Friedrich: "Die Maschine braucht weniger Schmierung und Wartung. Und es fallen keine schwermetallhaltigen Rückstände an. " Zudem könnte der Antrieb weiter auf Sparsamkeit optimiert werden. Dies wäre heute mit einem höheren Ausstoß von Stickoxiden verbunden, denn die Abgase können aufgrund des hohen Schwefelgehaltes nicht gereinigt werden. Würde der Schwefelgehalt sinken, ließen sich die Stickoxide und andere Schadstoffe dagegen abfangen.

Die Meere würden aber auch davon profitieren, dass der Treibstoff nicht mehr vorgereinigt werden muss. Dabei fallen Ölschlämme an, die zum Teil noch immer - inzwischen illegal - kostensparend ins Meer gepumpt werden. Friedrich: "Die Verschmutzung durch Ölrückstände ist weltweit höher als durch Ölunfälle."