Bonn. Der Pilz Orphyocordyceps unilateralis verwandelt in asiatischen Regelwäldern tagtäglich Millionen von Ameisen in willenlose Zombies. Vor 50 Millionen Jahren gab es diese bizarre Form des Parasitismus wohl auch in Nordeuropa. Das vermuten Forscher der Universitäten Bonn und Harvard sowie des Smithsonian-Instituts in Washington: In einem uralten Blattfossil aus Messel bei Darmstadt fanden sie Bissspuren, die wahrscheinlich von einer pilzinfizierten Ameise stammen. Die Forscher berichten in den "biology letters" (akt. Ausgabe) über ihren Fund. Es ist das erste Mal, das Fossilien Hinweise auf eine durch Parasiten verursachte Verhaltensänderung liefern.

Wenn Sporen des Pilzes auf den Panzer einer Ameise gelangen, beginnen sie dort zu keimen. Die Pilzhyphen dringen in ihr Opfer ein und programmieren es um: Von ihrem Nest in der Wipfelregion steigen die kranken Tiere in die Tiefe. Zwei Handbreit über dem Boden suchen sie sich ein Blatt an der Nordseite des Baums. An seiner Unterseite verbeißen sie sich an einer großen Blattvene. Dann sterben sie. Für den Pilz herrschen 25 Zentimeter über dem Boden bei 95 Prozent Luftfeuchte und einer Temperatur von 20 bis 30 Grad ideale Lebensbedingungen.