Dr. Friedhelm Hummel, Klinik für Neurologie, UKE:

Das ist noch nicht abschließend geklärt. Als zentraler Bestandteil des ansteckenden Gähnens gilt aber das Spiegelneuronensystem. Dabei handelt es sich um Nervenzellen im Gehirn, die wahrscheinlich für das Imitieren von Handlungen mit zuständig sind. Sie werden durch das Beobachten einer Handlung aktiv, aber auch dann, wenn wir selbst eine Handlung ausführen. Das könnte eine Erklärung für den unwillkürlichen Charakter von ansteckendem Gähnen sein. Forscher haben aber auch festgestellt, dass ansteckendes Gähnen besonders häufig bei Menschen auftritt, die sich sehr gut in andere einfühlen können, bei Autisten dagegen kaum. Ansteckendes Gähnen könnte deshalb auch ein Zeichen von Einfühlungsvermögen (Empathie) sein. Demnach würden uns die Spiegelneuronen helfen, die Absichten anderer Menschen intuitiv nachzuvollziehen.