Das Abendblatt machte den Test und ließ Experten das Angebot von acht Gastronomiebetrieben bewerten. Damit Fischliebhaber selbst dazu beitragen können, dass ihre Lieblingsspeisen eine Zukunft haben und nicht unaufhaltsam aus dem Meer und damit von den Menükarten verschwinden.

Neben den Hauptarten Lachs, Scholle, Hering und Rotbarsch findet sich eine bunte Palette von Fischen auf den Speisekarten der Hamburger Gastronomie. Was unseren Experten beim Öko-Check besonders auffiel:

Fischereihafen-Restaurant

Der angebotene Zander ist nicht nur kulinarisch, sondern auch ökologisch empfehlenswert. Er stammt aus der Zucht. "Die intensive Zucht beginnt sich zu entwickeln", urteilt Fischereiforscher Prof. Reinhold Hanel. Cathrine Zucco vom WWF hätte auch nichts gegen Wildfänge aus Westeuropa: "Die Bestände sind gut gemanagt, es gibt wenig Beifang. In Osteuropa sieht das anders aus.

Wenn der Loup de mer/Wolfsbarsch aus der Zucht (Aquakulturen im Meer) stammt, dann sei dies ökologisch ähnlich zu bewerten wie die Lachsaufzucht, so Hanel. Ein großes Problem seien allerdings die Ausbrecher: Die ausgebückelten Zuchtfische vermischten sich mit genetisch abweichenden Wildtieren. Dennoch hält WWF-Expertin Zucco die Zucht ökologisch für akzeptabler als den Wildfang: "Es gibt wenige Daten zum Bestand des Wolfsbarsches, gleichzeitig wird er intensiv befischt."

Thunfisch ist nicht gleich Thunfisch: Der Echte Bonito, auch Skipjack Tuna genannt, gilt als nicht überfischt. Die Art vermehrt sich schnell. Bei allen anderen Arten sind die meisten Bestände in schlechtem Zustand oder es fehlen genauere Daten. Cathrine Zucco kritisiert die Fangmethode der Thun-Fischer: "Es werden kilometerlange Leinen eingesetzt, an denen auch viele andere Tiere sterben, etwa Meeresschildkröten.

Stock's Fischrestaurant

Der Angeldorsch wirft Fragen auf. "Wenn der Dorsch tatsächlich aus der Ostsee kommt und geangelt wird, ist das okay", urteilt Iris Menn von Greenpeace. "Die Alternativmethode, Stellnetze in der Ostsee, sind ein Problem, weil in ihnen Schweinswale und Seevögel sterben." Derzeit erholen sich die Dorschbestände, deshalb darf 2009 wieder mehr gefangen werden als im Jahr zuvor.

Zander aus Kasachstan ist ökologisch bedenklich. Zucco: "In Osteuropa ist das Fischerei-Management oft nicht sehr gut. Es gibt Probleme mit illegaler Fischerei."

Red Snapper und Zackenbarsch sind Exoten und fallen bei allen drei Experten ökologisch durch. Sie stammen aus dem Indischen Ozean, in dem die Bestände zumeist schlecht oder gar nicht gemanagt werden, auch aufgrund von illegaler Fischerei. Hanel: "Beide Arten sind Riffbewohner der Tropen. Von Wildfängen dieser Fische ist abzuraten."

Fischrestaurant Hoppe

Der Angelschellfisch stößt bei Iris Menn auf Skepsis. "Hier kommt es auf die Fangmethode an: Schellfisch aus der Norwegischen See ist in Ordnung, wenn er tatsächlich mit Langleinen oder Angel gefischt wurde. Aber ich fürchte, dass es sich womöglich nur um die verkaufsfördernde Bezeichnung eines Gerichts handelt."

Bei der Forelle (vermutlich Regenbogenforelle) stört eigentlich nur der Appetit des Zuchtfisches auf tierisches Futter. Zur Produktion von einem Kilo Forelle wird etwa die doppelte Menge Wildfisch gefangen und zu Pellets verarbeitet, um die Zuchtfische zu füttern. "Mittlerweile sind aber auch als ,bio' zertifizierte Futtermittel auf dem Markt, deren Fischmehlanteile komplett aus Schlachtabfällen stammen", sagt Hanel.

Der Heilbutt bleibt problematisch. Er gehört zu den langlebigen Arten, die anfällig für Überfischung sind. Menn: "Der Heilbutt ist auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN als gefährdet eingestuft."

Die Lust auf Seezunge wird durch rabiate Fangmethoden getrübt. Die Seezungen-Fischerei verursache noch größere Schäden als die Schollen-Fischerei, warnt Cathrine Zucco. Beide (zer-)stören die Lebensgemeinschaften der Meeresböden. Doch gibt es bei der Seezunge einen noch höheren Beifang, weil kleinmaschigere Netze eingesetzt werden. Zucco: "Der Seezungenfang ist unter den Plattfisch-Fischereien der schlimmste."

Daniel Wischer

Nach Auskunft des Restaurants stammen die Hauptsorten Rotbarsch, Seelachs und Kabeljau aus Island und Norwegen. Catherine Zucco: "Wenn die Angabe stimmt, dann wäre das sehr gut. Denn beide Nationen haben ein sehr gutes Fischerei-Management. Auch die Bemühungen des Lieferanten Westfish, Ware mit dem Öko-Siegel MSC zu vertreiben, ist positiv. Aber insgesamt sind die Angaben, auch im Vergleich zu anderen Restaurants, sehr dürftig."

Alt-Hamburger Aalspeicher

Der Aal ist vom Aussterben bedroht und gehört generell nicht mehr auf den Speiseplan - darin sind die Umweltexpertinnen Menn und Zucco einig. Für den europäischen Aalfang werden Jungfische (Glasaale) vor den Küsten Frankreichs, Spaniens und Portugals gefischt, bevor sie in die dortigen Flüsse aufsteigen können. Die Glasaal-Vorkommen sind extrem geschrumpft, sodass die Europäische Union inzwischen ein Schutzprogramm für den Aal beschlossen hat. Hanel: "Der Aal wurde mittlerweile in den Anhang 2 des Washingtoner Artenschutzabkommens aufgenommen und unterliegt damit auch Handelsbeschränkungen."

Nordsee

Der Seelachs findet sich oft an Imbissen. "Die Atlantik-Bestände sind meistens gut gemanagt, es fällt wenig Beifang an", lobt Cathrine Zucco. Iris Menn suchte bei "Nordsee" vergebens nach dem Öko-Zeichen MSC: "Der Seelachs wird mit Grundschleppnetzen gefangen, die Schäden anrichten. Der MSC-zertifizierte Seelachs hat einen geringeren Beifang, das wäre die bessere Alternative."

Vom nordpazifischen Verwandten, dem Alaska-Seelachs, gibt es reichlich, aber Greenpeacerin Menn sieht dennoch ein Problem: "Der auch Alaska-Pollack genannte Fisch wird in riesige Mengen aus dem Meer geholt, sodass seit einigen Jahren die Zahl deutlich abnimmt. Zudem entsteht durch die schiere Menge viel Beifang. Es ist die größte Fischerei, die es weltweit gibt, und es wird seit gut 20 Jahren eine riesige Masse entnommen. Als Folge davon sieht man jetzt erste Veränderungen vom Ökosystem."

Auch der Pangasius aus Vietnam stößt nicht auf ungeteilte Zustimmung: "Die Zucht expandiert sehr schnell und unkontrolliert", gibt Zucco zu bedenken. "Durch die steigende Nachfrage aus Europa und den USA wachsen im Mekongbecken explosionsartig Käfige und Netze. Die Fische werden sehr dicht gehalten; es gibt kaum Regularien und keine Untersuchungen zu den Umweltschäden durch die Abwässer der Anlagen." Auch Hanel sieht den Boom in Vietnam mit gemischten Gefühlen: "Die Jahresproduktion übersteigt inzwischen eine Million Tonnen Fisch. Es gibt zunehmend Probleme mit Antibiotika-Rückständen, allerdings nicht bei der Exportware, denn die wird gut untersucht." Iris Menn ergänzt: "Die Öko-Aquakultur aus Vietnam ist die deutlich bessere Alternative."

Gosch

Die Lachsforelle sei nicht etwa eine Kreuzung aus Lachs und Forelle, stellt Hanel klar. "Sie ist eine ganz gewöhnliche Zuchtforelle, die mit Karotin gefüttert wurde, damit ihr Fleisch schön rosa wird." Ökologisch ist sie nicht anders zu bewerten als eine "normale" Forelle.

Die Herkunftsbezeichnung Dänemark für die angebotene Makrele kann Iris Menn nicht so recht glauben: "Dänemark kann nur der Sitz des Verarbeiters sein. Denn Makrelen aus der Nordsee gibt es kaum noch, weil die Bestände sehr stark überfischt sind. Sie wird aus dem Nordostatlantik stammen, zum Beispiel aus schottischen Gewässern. Und dann ist an ihr nichts auszusetzen."

Brötchenstände

Unter den Fischbrötchen, die entlang der Landungsbrücken verkauft werden, fiel die Schillerlocke an einem Stand ins Auge. Sie bezeichnet die geräucherten Bauchlappen des Dornhais, der auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht (wie andere Haiarten auch). Generell schwindet die Zahl der Raubfische rasant. Deshalb sollten auch Haisteaks, die in einigen - nicht getesteten - Restaurants auf Speisekarten auftauchen, tabu sein, betonen Iris Menn und Catherine Zucco. Fischereiforscher Hanel drückt es durch die Blume aus: "Ich würde nicht dazu raten, übermäßig viele Schillerlocken zu essen."