Der Sternenhimmel über Hamburg im August

Hamburg. Die Zeit des Abschieds ist gekommen - Abschied von langen hellen Sommerabenden ebenso wie vom hellen Abendstern. Die Nächte werden zunehmend länger - und der helle Lichtpunkt der Venus, der in den zurückliegenden Wochen noch bis Mitternacht als Abendstern im Westen sichtbar war, geht nun bereits in der Dämmerung unter. Venus durchläuft zwar am 20. August in 46 Grad Winkeldistanz zur Sonne ihre "größte östliche Elongation" - doch in unseren Breitengraden verläuft die Tierkreislinie, längs der die Planeten wandern, am Abendhimmel sehr flach. Trotz größer gewordener Winkeldistanz zur Sonne und zunehmender Helligkeit verschwindet der Abendstern daher immer früher - und mit ihm zwei weitere Planeten: der Mars und Saturn. Sie bilden zusammen mit Venus ein attraktives Trio, das jedoch wohl nur für Beobachter in südlicheren Breiten - etwa ab dem Mittelmeerraum - gut zu sehen ist.

Hoch über uns sehen wir ein riesiges gleichschenkeliges Dreieck aus hellen Sternen - das Sommerdreieck. Dazu gehört Wega in der Leier, ein fast senkrecht über uns bläulich-weiß funkelnder Stern - der hellste Stern des nördlichen Sternenhimmels. Fast ebenso hoch steht Deneb im Schwan, während unterhalb der beiden der etwas schwächere Atair die Südspitze des Sommerdreiecks markiert.

Durch das Sommerdreieck erstreckt sich das Lichtband der Milchstraße. Nur unter besten Sichtbedingungen abseits störender Lichter zeigt es sich in seiner vollen Pracht. Die sommerliche Milchstraße zieht sich vom Südhorizont steil empor über die Sternbilder Adler vorbei an Atair durch das Sternbild Schwan - an Deneb vorbei bis nach Norden. Die schönsten Sternwolken und das dahinter liegende Zentrum unserer Milchstraße finden wir unterhalb von Adler und Schlangenträger im horizontnahen Sternbild Schütze. Es ist das südlichste Sternbild des Tierkreises, das in unseren nördlichen Breiten zumeist im Dunst und Lichtschein der Städte am Horizont verborgen ist.

Die helleren Sterne des Schützen bilden eine Figur, die an eine Teekanne erinnert - als "Teapot" ist sie bei amerikanischen Sternfreunden daher auch sehr bekannt. Vom 19. bis 21. August wandert der Mond durch diese Talsohle des Tierkreises. Dann überstrahlt er leider diese schöne Himmelsregion.

Nicht nur die Milchstraße leuchtet in mondlosen Nächten - eines der großartigsten Schauspiele erwartet uns im August: der Meteorschauer der Perseiden! Die Erde kreuzt bei ihrem Umlauf um die Sonne jedes Jahr im August die Bahn des Kometen Swift-Tuttle und pflügt durch die von ihm zurückgelassene "Querstraße aus Staubteilchen". Einige der in etwa hundert Kilometer Höhe über dem Erdboden verglühenden Partikel werden hell genug, um auch über der Großstadt sichtbar zu werden - oft leuchten diese Meteore auch längere Zeit nach.

Etwas Geduld ist nötig - aber in den Nächten vom 5. bis 15. August sollten Sie alle paar Minuten eine solche Sternschnuppe sehen können - darunter einige sehr helle! Die Mehrheit der lichtschwächeren Meteore ist aber nur von einem dunklen Standort abseits der Lichtfülle der Großstadt sichtbar. Das Maximum der Sternschnuppenaktivität ereignet sich in der Nacht vom 12. auf den 13. August - und die Beobachtungsbedingungen sind dieses Jahr optimal, denn es stört uns kein Mondlicht - am 10. August ist Neumond. Nun muss nur noch das Wetter mitspielen! Verlängert man die glühenden Leuchtspuren zurück, so scheinen sie alle von einem Punkt im Nordosten, dem Radianten im Sternbild Perseus an der Grenze zum Himmels-W auszustrahlen. Daher ist dieser alljährliche Meteorschauer auch als Perseiden bekannt.

Spätestens um Mitternacht fällt ein sehr helles Gestirn auf, das im Osten leuchtet. Es funkelt nicht, sondern strahlt in ruhigem, gelblich-weißem Licht. Es ist Jupiter - der größte Planet in unserem Sonnensystem. Er wandert jetzt rückläufig im Sternbild der Fische. In der zweiten Nachthälfte steht er hoch im Süden und zieht bis zur Morgendämmerung weiter nach Südwesten. Am 26./27. August erweist auch der Erdmond kurz nach seiner Vollmondstellung dem "König der Planeten" seine Referenz - die beiden hellen Gestirne bilden ein schönes nächtliches Paar.

Wer ein Fernglas zur Hand nimmt, erkennt, dass auch Jupiter von Monden umkreist wird. Die vier hellsten Jupitermonde sind im Fernglas als winzige Lichtpünktchen abwechselnd rechts oder links der Jupiterkugel zu sehen - wie Perlen auf einer Schnur... Tatsächlich sind diese Jupitermonde so groß oder sogar größer als unser Erdmond.

Jupiter bleibt bis zum Morgen der einzige Planet, der nachts mit bloßem Auge zu sehen ist, denn alle anderen sind im Dämmerschein rings um die Sonne postiert - und die Planeten Uranus und Neptun zählen nicht zu den freisichtigen Planeten.