Experten erläutern, wie man sich im Urlaub entspannt - und Dinge anpackt, die den Alltag schöner machen

Hamburg. Endlich Urlaub! In dieser Zeit streben die meisten Menschen nach Entspannung - und dabei ist es ihnen egal, ob am Strand, in den Bergen oder auf dem heimischen Sofa: Dies hat das Kieler Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) herausgefunden. Doch wie entspannt man sich am besten? Und welche Strategien helfen, möglichst viel Urlaub in den Alltag hinüberzuretten?

Zunächst gilt: Alles braucht seine Zeit, auch die Entspannung. "Zehn bis 14 Tage sollte der Urlaub mindestens dauern", sagt Dr. Dirk Schmücker, Forschungsleiter am NIT. Wer sich kürzer freinehme, riskiere Stress. Denn in den ersten Urlaubstagen müssten sich viele Menschen erst daran gewöhnen, nicht an die Arbeit zu denken. Wenn nach dem Ende dieser Phase nur noch wenige Tage Urlaub blieben, sei es sehr schwer, sich zu entspannen.

Weniger wichtig als die Länge des Urlaubs sei der Ort, an dem man seine Freizeit genieße: "Menschen, die verreisen, können sich nicht unbedingt besser entspannen", sagt Schmücker. "Entscheidend ist, dass man sich die Stressfaktoren des Alltags vom Leib hält und sich ganz auf die eigenen Bedürfnisse konzentriert." Das könne bedeuten, mit den Kindern zu spielen, ein Buch zu lesen oder Sport zu treiben. "Wenn man allerdings sein Handy an den Strand mitnimmt, ist die Entspannung beim ersten Anruf dahin - selbst, wenn man in der Karibik urlaubt."

Im Urlaub Bekanntes zu sehen sorgt für Gelassenheit

"Im Urlaub zu verreisen kann durchaus große Vorteile haben, auch für die Entspannung", sagt hingegen Dr. Claas-Hinrich Lammers, Psychotherapeut und ärztlicher Direktor der Hamburger Asklepios-Klinik Nord Ochsenzoll. Entscheidend sei allerdings, welcher Reisetyp man sei: "Wer sich vom Urlaub hauptsächlich Ruhe erhofft, sollte möglichst oft an den gleichen Ort reisen", rät der Experte. Dadurch entfalle der Druck, viele Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Bekanntes wiederzusehen fördere dagegen Entspannung: "Wenn Sie etwa einen bestimmten Strand lieben, brauchen Sie nur die Dünen zu sehen und das Meer zu riechen - und schon fällt der Stress von Ihnen ab." Für andere Menschen sei es hingegen sehr wichtig, im Urlaub möglichst viel zu erleben; erst das Abenteuer verschaffe ihnen in gewisser Weise Entspannung, weil es vom Alltag ablenke, sagt Lammers. "Deshalb ist es sehr wichtig, sich vor einer Reise klarzumachen, welcher Reisetyp man ist."

Egal, ob auf Reisen oder zu Hause, "im Urlaub besteht immer die Gefahr, dass problematische Verhaltensweisen einreißen", sagt Lammers. "Manche Menschen essen deutlich mehr als sonst, trinken mehr Alkohol oder sitzen zu lange in der Sonne - all das ist Stress für den Körper." Eine gewisse Disziplin könne deshalb im Urlaub nicht schaden, sagt Lammers.

Der Experte rät außerdem, den Urlaub zu nutzen, um kleine Veränderungen anzustoßen, die - zurück im Alltag - für ein Gefühl von Urlaub sorgen oder zumindest mehr Zufriedenheit bewirken könnten, etwa gesünder zu essen, Entspannungsübungen durchzuführen oder eine Fremdsprache zu lernen. Zu hoch dürfe man sich das Ziel aber nicht stecken, sagt Lammers: "Wer in 14 Tagen seine innere Balance wiederherstellen will, überfordert sich." Wichtig sei, schon vor dem Urlaub zu planen, wie man ein bestimmtes Vorhaben nach der Rückkehr fortsetze: "Wer sich etwa vornimmt, im Urlaub mehr Sport zu treiben, sollte sich vorher schon in einem Sportverein anmelden oder eine Trainingsgruppe suchen. Sonst gerät man nach dem Ende des Urlaubs schnell wieder in den alten Trott", sagt Lammers.

Nach der Rückkehr noch mindestens einen Tag einplanen

Apropos: Drei bis vier Wochen hält die Erholung in der Regel nur an, bei manchen Zeitgenossen währt sie auch kürzer: "Wer Sonntagabend aus Australien zurückkommen und Montagmorgen wieder im Büro sein muss, tut sich damit keinen Gefallen", sagt Dirk Schmücker vom NIT. Sinnvoller sei es, zwischen Urlaubsende und Arbeitsbeginn ein bis zwei Tage Freiraum einzuplanen. Für eine länger anhaltende Entspannung könne auch die Maßnahme sorgen, nicht zu Beginn der Woche, sondern Donnerstag oder Freitag in den Job zu starten: "Dann ist zumindest die erste Arbeitswoche kurz."