Dr. Ulrich Ohnemus, Facharzt für Dermatologie, Universitätsklinikum Eppendorf:

Die Gänsehaut ist ein Reflex, der auf eine Zeit zurückgeht, in der der menschliche Körper noch komplett behaart war. Damals hatte sie zweierlei Nutzen: War der Körper Kälte ausgesetzt, richteten sich die Haare auf. Das dadurch vergrößerte Luftvolumen unter den Haaren ergab eine bessere Wärmeisolation. Aber auch eine Bedrohung konnte den Reflex auslösen. Der Körper wirkte mit aufgestellter Behaarung auf Feinde größer. Noch immer kann der Mensch mit Ausnahme der Handflächen und Fußsohlen am ganzen Körper eine Gänsehaut bekommen, auch wenn sie keinen konkreten Nutzen mehr erfüllt. Wird der Reflex ausgelöst, ziehen sich die Muskeln der Haarbälge zusammen, sodass sich das Haar aufrichtet. Die an der Hautoberfläche knötchenförmig erscheinenden Haarfollikel sind das, was wir eine "Gänsehaut" nennen.