Nach Gasalarm gibt BP leichte Entwarnung

New Orleans. Die Pannen bei der Bekämpfung der Ölpest im Golf von Mexiko reißen nicht ab: Jetzt sickert offenbar Öl aus einem neuen Leck ins Meer. Die US-Regierung befürchtet, dass, nachdem das Bohrloch mit einer Abdeckkappe verschlossen wurde, der vier Kilometer tiefe Förderschacht dem erhöhten Druck nicht habe standhalten können. Messungen ergaben, dass in der Nähe Kohlenwasserstoffe aus dem Meeresboden aufsteigen - zunächt wurde vermutet, dass es sich um Methangas handelt. Da Rohöl aus Kohlenwasserstoffen besteht, sei dies, so Experten, ein Zeichen für ein neues mögliches Leck. BP sprach am Abend allerdings von Aussickerungen natürlichen Ursprungs, die keine neue Gefahr darstellten. Am Donnerstag hatte der Konzern die drei Ventile des Abdichtzylinders geschlossen und erstmals seit Beginn der Katastrophe am 20. April das Auslaufen des Öls gestoppt.

BP wollte in rund zwei Wochen damit beginnen, das lecke Bohrloch mit schwerem Bohrschlamm und dann mit Zement zu verschließen. Die dafür nötige Entlastungsbohrung steht kurz vor dem Durchbruch: Nach Angaben des britischen Mineralölkonzerns müssen die Ingenieure noch 30 Meter waagerecht bohren, um die Ölquelle zu erreichen. Ob sich der Zeitplan jetzt noch einhalten lässt, ist unklar.

Zudem warnt die US-Wetterbehörde, dass in Kürze ein neuer Ölfilm auf die Küste des Bundesstaates Louisiana treffen wird. Insgesamt sind knapp 900 Kilometer der US-Golfküste verschmutzt, betroffen sind auch Touristenstrände in Florida.

Um das ganze Ausmaß der Ölpest zu untersuchen, schickt die Umweltschutzorganisation Greenpeace eines ihrer Schiffe, die "Arctic Sunrise", zu einer dreimonatigen Expedition in das betroffene Gebiet. Philip Radford, US-Chef von Greenpeace: "Wir alle müssen über das wahre Ausmaß dieser Katastrophe Bescheid wissen. Nur so können wir sicherstellen, dass sich so etwas nicht wiederholen kann."