Die abenteurlichsten Tiefsee-Gestalten werden beim internationalen Großprojekt “Census of Marine Life“ aufgespürt. Auch Hamburger Forscher sind daran beteiligt

Hamburg. In 5000 Metern Tiefe geht es nur um die eine Frage: "Fresse ich dich oder frisst du mich?" So, sagt Dr. Saskia Brix, habe sich die abenteuerliche Formenvielfalt in diesem unwirtlichen Lebensraum entwickelt. Dieser Vielfalt versucht die Meeresbiologin gemeinsam mit rund 1000 internationalen Kollegen auf die Spur zu kommen: Mit dem Projekt "Census of Marine Life", einer Kartierung des Meereslebens, die Ende 2010 nach zehn Jahren abgeschlossen sein soll.

Riesige Mäuler, lange Stacheln, Leuchtorgane: Der Konkurrenzdruck in der Tiefe macht erfinderisch. Brix: "Die Organismen leben dort bei maximal zwei Grad Celsius, hohem Druck und in permanenter Dunkelheit. Also müssen sie Strategien für eine gute Tarnung entwickeln, eine gute Abwehr - oder eine erfolgreiche Jagd." Brix arbeitet am Deutschen Zentrum für Marine Biodiversität in Hamburg, einer Außenstelle des Frankfurter Forschungsinstituts Senckenberg. Die Meeresbiologin hat sich besonders auf Tiefseeasseln spezialisiert. Vor drei Jahren entdeckte sie eine neue Art - und benannte sie nach ihrem Vater: Eugerdella theodori. "Wenn man diese Art dann wiederfindet, ist das ein unglaubliches Gefühl", sagt sie.

Denn, so die Wissenschaftlerin, "weniger als zwei Prozent der Tiefsee sind untersucht. Da kennen wir den Mond besser". Das soll sich durch die Studie ändern: Seit dem Beginn wurden mehr als 5600 neue Arten entdeckt. Am Ende sollen alle in eine Online-Enzyklopädie eingespeist werden.