Göttinger Forscher haben drei neue Sorten entwickelt, die auch im Freilandanbau gut gedeihen sollen

Göttingen. Die Rote Zora gehört zu den Besten, ebenso wie die Rote Murmel. Und auch Matina und Resi haben es in die Top Ten der Tomatensorten geschafft, die sich besonders gut für den Feldanbau eignen. Die Konkurrenz war groß: Rund 3500 Tomatensorten hatten der Pflanzenzüchter Dr. Bernd Horneburg von der Universität Göttingen und seine Mitarbeiter seit 2003 bundesweit getestet - auch in Hamburg. Dabei suchten die Forscher aber nicht nach den schönsten Exemplaren, sondern nach besonders widerstandsfähigen Tomatenpflanzen, um aus ihnen neue Arten zu züchten.

Denn für Landwirte wird es hierzulande immer schwerer, Tomaten im Freiland - ohne Dach und Bewässerung - anzubauen. Der Grund: Phytophthora infestans treibt sein Unwesen, ein Pilz, der Tomatenpflanzen immer häufiger befällt und Kraut- und Braunfäule verursacht. Zwar kann man Tomaten im Gewächshaus oder unter Folie anbauen, um sie vor Luftfeuchtigkeit zu schützen, die den Pilz begünstigt. "Diese Form der Produktion ist aber sehr teuer, der technische Aufwand ist erheblich", sagt Bernd Horneburg. Tomaten seien unser beliebtestes Gemüse, mehr als 14 Kilo verspeise jeder Deutsche pro Jahr. Trotzdem stammten 90 Prozent der hierzulande verkauften Tomaten aus dem Ausland, etwa aus Spanien, wo die Gewächshausproduktion günstiger sei. "Ökologisch bedenklich" findet Horneburg das, denn die langen Transportwege schadeten nicht nur dem Klima, sondern auch der Qualität der Tomaten. Wer je ein geschmacklos-wässriges Exemplar kostete, weiß, was der Pflanzenzüchter meint.

"Gegen die Kraut- und Braunfäule hilft langfristig nur die Züchtung neuer Sorten", sagt Horneburg. Um solche Sorten entwickeln zu können, suchten die Forscher unter den besten Tomatensorten jene Pflanzen heraus, die sich nicht nur resistent gegen den Pilz zeigten oder ihm zumindest lange standhielten, sondern auch noch früh reiften, in ungünstigen Lagen Früchte trugen - und besonders gut schmeckten. Diese Sorten, darunter viele aus den Top Ten wie etwa die Rote Murmel, kreuzten die Forscher miteinander, indem sie Pollen einer Art in die Knospe einer anderen Art einbrachten. So konnten sie Saatgut für drei neue Tomatenarten züchten, die besonders gut für den ökologischen Freilandanbau geeignet sein sollen.

Details oder gar Fotos mag Bernd Horneburg noch nicht herausgeben, er verrät aber immerhin, dass es sich bei den drei Sorten um Cocktailtomaten handele. Derzeit werde das Saatgut geprüft; 2011 könne es auf den Markt und auf die Felder kommen. Aber schon am 14. August wollen die Forscher die neuen Tomatensorten auf dem Klostergut Reinshof bei Göttingen präsentieren. Dort wollen sie auch den "Überdachten Feldanbau" vorstellen - einen weiteren möglichen Ausweg aus der Krise.

Bei seinen Forschungen in der bundesdeutschen Tomatenlandschaft hat Bernd Horneburg auch festgestellt, dass die Deutschen privat, in Gärten und auf Balkonen, fast ebenso viele Tomaten anbauen wie die hiesige Landwirtschaft. Sehr erfreulich, findet der Forscher: "Tomaten aus eigenem Anbau haben eine Qualität, die man nirgendwo kaufen kann."