Wolfenbüttel. Per Kamera-Technik können Forscher ab sofort aus der Ferne Einblick in die historischen Bestände der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel nehmen. Aus New York oder Tokio etwa könnten Forscher zu einem vorher vereinbarten Zeitpunkt von ihrem Bildschirm aus per Webcam in ein bestimmtes Werk hineinschauen. "Ein Mitarbeiter schlägt es dann auf der gewünschten Seite auf", sagt Bibliothekssprecherin Antje Dauer. Die Bibliothek sei die erste weltweit, die dieses Verfahren anbiete. Um das Webcam-Angebot zu nutzen, könnten Forscher zunächst im Online-Katalog die alten Drucke oder Handschriften aussuchen, die sie interessierten.

In der Bibliothek, die einst von Lessing geleitet wurde, stehen insgesamt mehr als eine Million Bücher, rund 12 000 davon sind Handschriften, 3000 davon aus dem Mittelalter. Das berühmteste Werk in der Herzog-August-Bibliothek ist das Evangeliar von Heinrich dem Löwen (geschaffen um 1188). Nach Wolfenbüttel (Niedersachsen) kommen Wissenschaftler aus aller Welt, um mit den wertvollen Beständen zu arbeiten. Die Bibliothek gilt nicht nur als Handschriften-Zentrum Norddeutschlands; für das 17. Jahrhundert hat sie auch einen der größten Buchbestände aus dieser Zeit.