Fluglinien sparen Kerosin mit anderen Routen und besserer Überwachung des Luftraums

Frankfurt/Hamburg. Wenn man wisse, dass irgendwo auf der Nordatlantikroute ein Gewitter drohe, könne man in London oder Frankfurt die Maschine "eine halbe Stunde länger am Gate stehen lassen", sagt Werner Claasen, Sprecher der United Airlines (UA). Länger als ein Jahr haben Experten der Fluggesellschaft gemeinsam mit der Flugüberwachung in Kanada und England Wetter- und Winddaten erfasst, bis Anfang Juni je eine Maschine von Frankfurt und London testweise nach Chicago flog - auf einer optimierten Route und orientiert am Wetter.

Spritsparen ist das Ziel; insgesamt 3600 Liter Kerosin weniger wurde auf den beiden Flügen gebraucht und 10 000 Kilogramm Schadstoffe eingespart. Eingesetzt wurde die Boeing 777. Solche Flüge sollen nun immer wieder und immer mehr stattfinden; wie die ersten beiden mit Passagieren. Zwei Prozent weniger Treibstoff ist das schon erreichte Ziel.

Was einfach klingt, ist auf den zweiten Blick kompliziert. Schließlich ist die Nordatlantikroute eine der am dichtesten beflogenen Strecken überhaupt.

Aber mit zum Konzept gehört auch eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Flughäfen - in diesem Fall zwischen London und Chicago. Die Bodenzeit sei effizient gestaltet "und vor allem die Starts reibungslos und ohne unnötigen Treibstoffverbrauch" vonstatten gegangen, sagt Claasen. Wenn United Airlines das neue Verfahren implementiere, könne es Standard werden; auch auf anderen Routen, etwa von der amerikanischen Westküste nach Japan.

Bei Airbus sieht man noch höheres Sparpotenzial. Wenn Lufträume europaweit einheitlich koordiniert wären, entfielen Umwege und Schleifen über den Flughäfen, sagt Airbus-Sprecher Tore Prang. Das Projekt SESAR geht in diese Richtung: "Das unterstützen wir sehr". Laut Elisabeth Schöffmann von SESAR geht es darum, die Technik für die von der EU-Kommission gewollte, EU-weite Luftraumüberwachung zu entwickeln. Die werde auch ein effizienteres Fliegen ermöglichen. Heute arbeiten die Luftraumüberwacher mit 50 Jahre altem Radar. Bis 2030 würden doppelt so viele Flüge wie heute erwartet: "Das ist mit der heutigen Technik nicht möglich".