Sexuelles Verlangen aktiviert die gleichen Hirnareale wie zum Beispiel ein gutes Essen

Genf. Liebe und Lust sind für uns manchmal kaum zu unterscheiden - für unser Gehirn dagegen schon. Denn beide Empfindungen aktivieren unterschiedliche Areale in unserem Kopf. Das zeigt die erste Gehirnkarte für Liebe und Lust, die jetzt ein internationales Forscherteam aufgestellt hat. Lust lässt unter anderem eine Gehirnregion aufleuchten, die auch auf andere angenehme Erfahrungen, wie beispielsweise gutes Essen, reagiert. Liebe dagegen aktiviert einen Bereich, der eng mit dem Belohnungszentrum und mit Gewohnheiten und Süchten verknüpft ist, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin "Journal of Sexual Medicine" berichten.

"Liebe und Lust haben Unterschiede, aber auch auffallende Gemeinsamkeiten im Gehirn", sagen Stephanie Cacioppo von der Universität Genf und ihre Kollegen. So seien bei beiden Gefühlen Gehirnbereiche aktiv, die unsere sinnliche Wahrnehmung kontrollieren, sowie Zentren, in denen unsere Erwartungen und das soziale Verhalten koordiniert werden.

Mithilfe dieser neuen Gehirnkarte konnten die Wissenschaftler sogar nachvollziehen, was geschieht, wenn sich Lust zu Liebe wandelt: Bei sexuellem Verlangen leuchtet ein Gebiet im hinteren Teil des sogenannten Striatums auf. Dieser tief im Inneren des Vorderhirns liegende längliche Gehirnteil ist für das Zusammenspiel von Emotionen, Bedürfnissen, Bewusstsein und Bewegung verantwortlich. Verwandelt sich die Lust in Liebe, wandert das Signal vom hinteren Teil des Striatums weiter nach vorne - in einen Bereich des Gehirns, der mit Gewohnheiten, mit dem Streben nach Erfüllung und Befriedigung verknüpft ist.

Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler die Ergebnisse von 20 Untersuchungen ausgewertet, die jeweils entweder die Reaktionen bei Lust oder bei Liebe im Gehirn analysiert hatten. Dafür wurde die Gehirnaktivität von Probanden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) aufgezeichnet, beispielsweise, wenn sie erotische Bilder oder Pornofilme anschauten, oder aber, wenn sie Fotos ihres Partners sahen.