Tübingen. Der Venezianer Marco Polo hat nach Ansicht des Tübinger Sinologen Hans Ulrich Vogel keineswegs den Ruf eines Fabulierers verdient. Er war nach Meinung des Hochschulprofessors wirklich Ende des 13. Jahrhunderts in China. Zweifel an Marco Polos Aufenthalt in China gab es seit Mitte des 18. Jahrhunderts immer wieder.

Vogel schreibt etwa in seinem Buch "Marco Polo was in China: New Evidence from Currencies, Salts and Revenues", das noch in diesem Jahr erscheinen soll, dass Marco Polo wohl deshalb nicht über die "Große Mauer" berichtete, weil sie zu seiner Zeit ein zerfallener Lehmwall war und erst während der Ming-Dynastie (1368-1644) ihre heute sichtbare Form erhielt. Der Vorwurf, dass Marco Polo in chinesischen Geschichtsquellen nirgends erwähnt sei, beruhe auf einer "völligen Überschätzung der Dokumentationsdichte und -absichten der chinesischen Historiografie". Selbst ein wichtiger päpstlicher Gesandter finde keinerlei Erwähnung. Dagegen schreibe Marco Polo über Details in Währungs- und Wirtschaftsangelegenheiten des damaligen Chinas, die über Jahrhunderte hinweg einmalig geblieben seien. Diese Informationen könne er nur aus selbst Gesehenem bezogen haben.