Gestern wurde das Hamburger Dermatologikum nach einem Umbau wieder eröffnet. Das Abendblatt sprach mit den Ärzten über neue Behandlungsmethoden

Hamburg. "Der Hautkrebs ist der häufigste Tumor in Deutschland, wenn man alle Formen dieses Krebses berücksichtigt", sagte Prof. Volker Steinkraus gestern zur Wiedereröffnung des Dermatologikums Hamburg, das seine Räume am Stephansplatz erweitert und umfangreich modernisiert hat. Die Praxis in der ehemaligen Oberpostdirektion, in der Haut- und Venenerkrankungen behandelt werden, hat 150 Mitarbeiter, darunter mehr als 30 Fachärzte. Gesetzlich Versicherte müssen die Behandlung allerdings selbst bezahlen, da die Einrichtung keine kassenärztliche Zulassung hat.

Jetzt gibt es neue Therapien zur Behandlung von schwarzem Hautkrebs, der bereits gestreut hat oder nicht operabel ist. "Das eine ist ein Antikörper, der die Hemmung bestimmter Zellen des Immunsystems blockiert. So wird die Abwehrreaktion gegen das Tumorgewebe verstärkt", sagte Hautarzt Prof. Kristian Reich, der mit Prof. Steinkraus das Dermatologikum leitet. Da es sich aber um eine unspezifische Aktivierung des Immunsystems handelt, können als Nebenwirkungen Autoimmunerkrankungen auftreten. Die zweite neue Therapie setzt auf sogenannte Kinase-Inhibitoren, die Wachstumsfaktoren des Krebses hemmen. Da sich diese Substanzen aber nur gegen einen Wachstumsfaktor richten, können andere Hauttumoren häufiger auftreten. "Beide Therapien sind bereits verfügbar", sagte Reich.

Um die Nebenwirkungen zu bekämpfen, seien weitere Forschungen nötig. So sei vorstellbar, die Aktivierung des Immunsystems mit einer speziellen Impfung gegen den Tumor zu verbinden, um eine spezifischere Abwehr zu erreichen. Bei der zweiten Methode könnten möglicherweise weitere Kinase-Inhibitoren das vermehrte Auftreten anderer Hauttumoren verhindern.

Auch bei der aktinischen Keratose, einer Vorstufe des hellen Hautkrebses, gibt es neue Entwicklungen. Für den Herbst wird die Zulassung eines pflanzlichen Wirkstoffes aus der Australischen Wolfsmilch erwartet. "Wenn man diesen Wirkstoff drei Tage hintereinander auf die Haut im Gesicht aufträgt, beginnt ein Prozess, der dazu führt, dass die betroffenen Stellen vom Körper selbstständig beseitigt werden. Nach zwei Monaten waren laut einer Studie bei 50 Prozent der Patienten die aktinischen Keratosen komplett verschwunden. Bei den anderen kam es zu einer teilweisen Abheilung", erklärte Reich.

Auch für die Photodynamische Therapie dieser Vorstufen, bei der bestimmte Salben mit einer Rotlichtbestrahlung kombiniert werden, ist gerade eine neue Substanz zugelassen worden. Der Wirkstoff ist in kleine Bläschen verpackt und kann wesentlich tiefer in die Haut vordringen als die bisherigen Salben. Dadurch steige die Erfolgsquote bei der einmaligen Therapie von jetzt unter 50 Prozent auf 60 bis 70 Prozent, sagte Reich.

Und auch für die Behandlung von Krampfadern gibt es jetzt eine neue Methode, die in Deutschland bisher nur am Dermatologikum und in Mannheim durchgeführt wird. "Wir verwenden einen Venenkleber, mit dem man die geschädigten Venen von innen verkleben kann. Für diese Therapie ist keine Narkose mehr nötig, der Patient hat danach keine Blutergüsse und kann gleich wieder arbeiten", erklärte Dr. Jens Alm, Gefäßchirurg am Dermatologikum.

Das häufigste Verfahren zur Behandlung von Krampfadern in Deutschland sei bisher das Stripping, bei dem die kranken Venen operativ entfernt werden. Bei dieser Methode haben die Patienten hinterher jedoch Blutergüsse und müssen für lange Zeit Kompressionsstrümpfe tragen.