Bonn. Versteckt im Schlamm wartet die Kegelschnecke Conus purpurascens auf ihre Opfer. Die wurmartig bewegte Atemröhre der Schnecke ragt aus dem Schlamm hervor und lockt Fische an: Kommt einer näher, schießt die Schnecke blitzschnell eine giftige Harpune auf ihn ab. Anschließend kann die Schnecke das gelähmte Opfer leicht verspeisen. Das Nervengift, das die Schnecke dabei einsetzt, hat ein Forscherteam unter der Leitung der Universität Bonn jetzt als neuartiges Schmerzmittel entdeckt und berichtet darüber in der Zeitschrift "Angewandte Chemie".

"Wir interessieren uns für die Nervengifte der Kegelschnecke, die Conotoxine heißen", sagt Prof. Diana Imhof vom Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn. Die Conotoxine sind schon in kleinsten Mengen wirksam, unterbrechen sehr gezielt die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und können damit die Schmerzweiterleitung gut blockieren, schreiben die Wissenschaftler.

Interessant seien diese Giftstoffe für die Entwicklung von Schmerzmitteln für Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen oder chronischen Schmerzen, bei denen keine anderen Medikamente mehr eingesetzt werden können. "Der Vorteil solcher Conotoxine ist, dass sie nicht abhängig machen", berichtet Imhof. Es werde aber noch Jahre dauern, bis möglicherweise Patienten davon profitieren. Die Untersuchungen befänden sich noch im Stadium der Grundlagenforschung.