Der Verzehr von mehr Obst und Gemüse führt zu weniger Treibhausgasen und genutzter Landfläche

Halle. Etwa 30 Kilogramm Fleisch verzehrt eine deutsche Frau im Jahr; ein deutscher Mann bringt es auf das Doppelte. Dafür liegen die Frauen bei Gemüse (89 Kilogramm gegenüber 81 Kilogramm bei den Männern) und vor allem beim Obst (101 Kilogramm zu 84 Kilogramm) vorne. Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben nun nicht untersucht, welches der gesündere Ernährungsstil ist, sondern welcher sich günstiger auf die Umwelt auswirkt. Dabei schneiden Frauen deutlich besser ab.

Die Forscher werteten die Ergebnisse aus der letzten Nationalen Verzehrsstudie, für die in den Jahren 2005 und 2006 rund 20 000 Menschen in Deutschland zu ihrem Ernährungsverhalten befragt wurden, ernährungsökologisch aus. Bei den Auswirkungen auf den Treibhauseffekt, den Emissionen von Ammoniak (über Düngemittel) und dem notwendigen Flächenbedarf zeigte das durchschnittliche Ernährungsmuster der Frauen deutliche Vorteile, bedingt durch geringere Anteile umweltintensiv produzierter Nahrungsmittel. Dazu zählen eher tierische Produkte, allen voran Rind- und Kalbfleisch sowie Butter und Schweinefleisch.

Unter Berücksichtigung des höheren Körpergewichts von Männern verursachten diese gegenüber den Frauen durch ihre Essgewohnheiten 25 Prozent mehr CO2-Ausstoß, 30 Prozent mehr Ammoniak-Emissionen und 24 Prozent mehr Flächennutzung. Nur im Verbrauch des für die Erzeugung der Nahrungsmittel benötigten Wassers lägen Frauen elf Prozent über den Männern. "Das kommt durch ihren hohen Obstverzehr, dessen Anbau wasserintensiver ist", sagte Studienleiter Toni Meier vom Lehrstuhl für Allgemeinen Pflanzenbau/Ökologischen Landbau.

Übernähmen alle Männer in Deutschland das typische Verzehrprofil von Frauen mit einem um die Hälfte reduzierten Verbrauch von Fleisch- und Wurstprodukten und stattdessen einem höheren Anteil an Gemüse, Obst und Getreideprodukten, würde eine Fläche von rund 15 000 Quadratkilometern im In- und Ausland frei werden. Das entspreche ungefähr der Fläche Schleswig-Holsteins, sagte Meier. Zudem würden circa 15 Millionen Tonnen Treibhausgase und 60 000 Tonnen Ammoniak vermieden werden.

Tatsächlich, so Meier, sei der Fleischverbrauch pro Kopf seit der ersten Nationalen Verzehrsstudie (1985-89) bis heute stetig zurückgegangen, wobei das Verhältnis zwischen Mann und Frau dabei aber gleich geblieben sei. Könnten sich Männer mit ihrem höheren Grundumsatz in ihrem Essverhalten überhaupt den Frauen komplett angleichen? Meier ist davon überzeugt: "Der Mensch ist ein Allesfresser und hat dadurch eine enorme Anpassungsfähigkeit. Unser Essverhalten ist nicht in Stein gemeißelt, da ist noch viel Spielraum."