Die Bienenbauern sorgen sich, denn viele Bienen könnten im Winter der Varroamilbe zum Opfer gefallen sein. Helfen soll ein Bienenführerschein.

Bonn. Bis zu 300 000 Bienenvölker sollen diesen Winter nicht überlebt haben. Schuld daran soll die Varroamilbe sein, die besonders in Wintern mit langen milden Perioden gut überlebt. Klaus Maresch bereitet dies Sorgen. Er ist eigentlich Politologe. Aber sein Hobby, die Imkerei, hat er mittlerweile zum Beruf gemacht. Wenn er Berichte zum Bienensterben hört, wird er ärgerlich. „Das muss alles nicht sein“, sagt er. Wenn alle 90 000 Imker im Land über die Varroamilbe informiert und in der Anwendung der geeigneten Bekämpfungsmittel geschult seien, würde die Gefahr für die Bienen stark verringert, sagt Maresch. Die Milbe gilt als einer der Hauptgründe für das Bienensterben. Da aber Kursangebote auf freiwilliger Grundlage offensichtlich zu wenig genutzt würden, fordert er den „Bienenführerschein“ für jeden Imker.

Bienen stellen in der Landwirtschaft einen Milliarden schweren Wirtschaftsfaktor dar. Nach Rind und Schwein ist die Biene das wichtigste Nutztier. Etwa 90 000 Imker kümmern sich derzeit um rund eine Million Bienenvölker und die Tendenz ist steigend. Imkerei liegt im Trend. Der Zuwachs ist in den Städten besonders stark.

+++Bienenforscher: 20 bis 30 Prozent Verlust bei den Völken+++

+++Neu entdeckter parasit bringt Bienenvölker um+++

Dass auch immer mehr junge Leute sich mit der Imkerei befassen, freut Werner von der Ohe vom Institut für Bienenkunde in Celle. Aber er warnt auch: Bienen seien Tiere, um die man sich ständig kümmern müsse. Bei Modeerscheinungen sei die Gefahr groß, dass das Interesse nach kurzer Zeit nachlasse. In einem solchen Fall habe ein Bienenvolk keine Überlebenschance.

Einen Teil seiner Bienen hat Klaus Maresch auf dem Dach der Bundeskunsthalle in Bonn untergebracht. Zwölf Völker haben dort überwintert. „Alle haben die Zeit gut überstanden“, sagt er. Das liege an der umsichtigen Pflege. Die Varroamilbe bekämpft er mit dem Verdunsten von Ameisensäure. Im Winter wendet er Oxalsäure an.

Bei diesen biologischen und biotechnischen Verfahren lagerten sich keine Rückstände im Wachs ab und der Honig könne als Bioprodukt geerntet werden, sagt Bienenkundler Peter Rosenkranz von der Universität Hohenheim. Die Honigbiene sei ein Nutztier, das nicht im Stall gehalten werde, sondern wildlebend sei. So reflektiert sie dem Experten zufolge auch, was in der Umwelt passiert. Daher müssten Bienenhalter Veränderungen frühzeitig erkennen.

Die Bienen-Institute unterstützen die Imker. Sie warnen beispielsweise auf ihren Internetseiten vor Wetterlagen, die für die Varroa-Milbe günstig sind. Eine standardisierte Methode zur Bekämpfung der Milbe gibt es allerdings nicht – da sind sich die Experten einig. Was notwendig sei, sei mehr individuelle Beratung. Aber bei der riesigen Zahl der Imker stoße ein solches Vorhaben schnell an seine Grenzen.

Mehr Zusammenarbeit über Verbände und Vereine fordert Werner von der Ohe. „Wir wünschen uns eine verbesserte Kommunikationskultur.“ Seit einiger Zeit bieten die Institute Schulungen nach dem Schneeballsystem an. So können die Kursteilnehmer ihre Imkerkollegen anschließend über das Gelernte informieren. Auf die Bienenhalter solle ein positiver Druck erzeugt werden, sich weiterzubilden und zu informieren.

Maresch aber reicht das nicht. Die aktuellen Todeszahlen zeigten, dass diese Maßnahmen keine Wirkung hätten. Gemeinsam mit mehreren Gleichgesinnten setzt er sich für die Einführung eines verpflichtenden Imker-Sachkundenachweises ein. In der Imkerei sei die Forderung nicht populär. Die Vereine hätten Angst um ihre Mitglieder oder kritisierten die in Deutschland herrschende Regelungswut. Die aktuelle Situation sei aber aus seiner Sicht nicht hinnehmbar. „Imker halten Tiere“, sagt er. Sie seien ihre eigenen Tierärzte und sie produzierten Lebensmittel. Da ist die Forderung nach einem Qualifikationsnachweis laut Maresch nicht übertrieben.