Zahl der Maui-Delfine ist auf einem Tiefstand. Nur etwa 55 Exemplare soll es in den Gewässern vor Neuseeland geben. Schuld sind bestimmte Netze.

Wellington. Tierschützer und Wissenschaftler sind in Sorge: Die Zahl der seltenen Maui-Delfine ist auf einem Tiefstand. Er ist etwa 1,7 Meter lang, nur fünfzig Kilogramm schwer, hat eine charakteristische grau-weiß-schwarze Zeichnung und eine schwarze Rückenflosse. Der Maui-Delfin ist die seltenste Delfinart der Welt: Nur noch etwa 55 Exemplare soll es geben. Cephalorhynchus hectori maui – so der wissenschaftliche Name der Unterart – ist vom Aussterben bedroht. Die Delfine geraten häufig in die Netze von Fischern, die vor der Küste Neuseelands ihre Netze auslegen. Seit Einführung sogenannter Nylon-Kiemennetze in den 70er Jahren sei ihr Bestand um mehr als 90 Prozent gesunken, heißt es beim Naturschutzbund Nabu. aui-Delfine kommen nur in den Gewässern vor Neuseeland vor.

Einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge soll sich die Population in den letzten sieben Jahren um die Hälfte verringert haben. An der Analyse arbeitete die neuseeländische Naturschutzbehörde zusammen mit der Universität von Auckland und der Oregon State University in den USA. Die Zahl erwachsener Tiere habe sich auf 48 bis 69 Exemplare verringert, hieß es. Noch 2004 wurden 111 Delfine gezählt. Seit dem Abschluss der Forschungsarbeiten im vergangenen Jahr wurden zwei weitere tote Delfine gefunden.

Es gebe weniger als 20 gebärfähige Delfinweibchen, heißt es beim Nabu. Delfine werden zwar bis zu 20 Jahre alt, die Weibchen werden aber erst im Alter von sieben bis neun Jahren geschlechtsreif. Sie gebären nur alle zwei bis vier Jahre ein Kalb. Dadurch wachse der Delfinbestand nur sehr langsam, erklären die Delfinschützer. Maui-Delfine leben in Gruppen – Schulen genannt – in Küstengewässern mit einer Tiefe von bis zu 20 Metern. Wie alle Delfine verwenden sie Echolot zur Nahrungssuche. Sie erzeugen Klickgeräusche auf einer hohen Frequenz, die von Fischen und anderen Objekten in ihrer Umgebung zurückgeworfen werden. Dadurch gewinnen sie ein Bild ihrer Umgebung.

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Allerdings verwenden die Tiere ihr Echolot nicht ständig, sagen Experten. Deshalb verheddern sie sich in den Netzen der Fischer. Der Nabu fordert von der neuseeländischen Regierung ein Verbot der Trawler- und Stellnetzfischerei in küstennahen Gewässern bis zu einer Tiefe von 100 Metern. Jeden Tag, den die Tiere diesen Netzen ausgesetzt seien, sei „ein Risiko, dass wir uns nicht leisten können“, betont die beim Nabu für den Schutz bedrohter Arten zuständige Expertin Barbara Maas.

Ein Großteil des Lebensraumes der Delfine sei bereits geschützt, erklärt hingegen die neuseeländische Regierung. Weitere Schutzmaßnahmen würden in Betracht gezogen. Zuvor müssten man aber auch andere Faktoren wie die Auswirkungen auf die Fischerei abgewogen werden. Die Regierung riskiere, dass die Fischereiindustrie, wie schon in der Vergangenheit, versuche, die Schutzzonen vor Gericht zu bekämpfen.

Der Widerstand der Industrie gegen den Regierungsvorstoß ist stark. Der Schutzvorschlag schiebe den Fischern die gesamte Schuld zu, sagte Doug Saunders-Loder, der Präsident des Fischereiverbands. „Andere bekannte Faktoren wie Krankheit, Umweltverschmutzung und natürliche Feinde wie Haie oder Orcas werden ignoriert.“

Ein Verschwinden der Maui-Delfine hätte Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette und würde das Ökosystem von Tieren und Pflanzen vor der Küste Neuseelands nachhaltig verändern, erklärt der Meeresexperte Wayne Linklater von der Victoria-Universität in Wellington. „Wir müssen verstehen, dass der Verlust des Delfins auch für die Wirtschaft schlecht sein kann, nicht nur für die Umwelt und wie wir sie genießen können.“