Auf einer Tagung in Hamburg diskutieren Psychotherapeuten neue Behandlungsangebote

Hamburg Therapieangebote aus dem Internet sollen in Zukunft traumatisierten Menschen helfen. Wie das aussehen könnte, darüber diskutieren zurzeit rund 450 Experten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum auf der Jahrestagung der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie an der Universität Hamburg.

Zu den Betroffenen zählen zum Beispiel Menschen mit Migrationserfahrung, aber auch Kinder und ältere Menschen, die Opfer oder Zeugen von Gewalttaten und sexuellem Missbrauch geworden sind oder unter Kriegserlebnissen leiden. "Traumatische Belastungen sind ein häufiger Vorläufer von schweren psychischen Erkrankungen. Deswegen wollen wir einen besseren Zugang zu Hilfsangeboten schaffen", sagte der Tagungspräsident, Privatdozent Dr. Ingo Schäfer von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Eppendorf, am Freitag.

Dass dies nicht nur bloße Zukunftsmusik ist, zeigt ein Projekt seiner Kollegin Prof. Christine Knaevelsrud aus Berlin. Die Juniorprofessorin vom Berliner Behandlungszentrum für Folteropfer betreut eine Schreibtherapie über das Internetportal "Lebenstagebuch". Das Angebot kann ausschließlich online genutzt werden und richtet sich an traumatisierte Menschen des Zweiten Weltkriegs ab dem Alter von 65 Jahren. Die kostenlose sechswöchige Online-Therapie nutzt dabei das Schreiben zur Bewältigung der traumatischen Erinnerungen.

Ein weiterer Fokus der Tagung liegt auf neuen Konzepten zur besseren Integration von traumatisch schwer belasteten Gruppen. In Zukunft sei mehr interkulturelle Expertise unter den behandelnden Therapeuten gefragt, sagte Prof. Christine Knaevelsrud.

Das Lebenstagebuch - Internet-Schreibtherapie für traumatisierte Kinder des Zweiten Weltkriegs: www.lebenstagebuch.de