Wenn die Cebit-Stände schließen, geht es für die Aussteller in Hannovers Münchner Halle erst richtig los.

Ein Geschäftsmann aus Taiwan entert die Bühne in der Münchner Halle. Er zeigt dem Sänger der Stimmungskapelle gleich mal, wo der Hammer hängt: „Marmor, Stein and Eisen prikkt“, singt der Businessman aus voller Kehle und bringt Leben in Hunderte geschaffte Messeaussteller. Tagesausklang auf der Computermesse Cebit in Hannover.

Die meisten, die bei Haxe und Maß in der Halle sitzen, haben schon zwei Zwölfstundentage an den Ständen hinter sich. Aber die gute Laune des Taiwanesen ist ansteckend: Schon stehen die Ersten auf den Stühlen. Johlend wird der etwa 60-Jährige im schwarzen Anzug wenig später von seinen 40 Geschäftspartnern zurück am Biertisch empfangen. Eine Kellnerin im Dirndl bugsiert derweil ein riesiges Tablett mit Bergen belegter Brote durch das Gewühl an den Nachbartisch. Noch einen Tisch weiter bekommen gerade sechs sichtlich abgekämpfte Koreaner die erste Runde des Abends serviert: „Gambei!“, prosten sie sich zu.

Die Feiern auf der Computermesse in der Münchner Halle gibt es schon seit Jahren. Gerade bei Gästen aus Asien seien sie „sehr beliebt“, sagt Cebit-Sprecherin Anne-Kathrin Seibt. Den Geschäftsleuten solle ein Stück deutsche Kultur gezeigt werden - beziehungsweise das, was man im Ausland damit in Verbindung bringe, sagt sie.

+++ Spielplatz für Technik-Fans: Die CeBIT in Hannover +++

Dazu sei die Halle bestens geeignet: 1958 wurde sie auf der Weltausstellung Expo in Brüssel als Deutscher Pavillon gebaut. Kurz darauf ging sie in Einzelteilen nach Hannover und bietet dort seit Jahrzehnten Raum für bis zu 3.200 Menschen.

„Ich komme seit zehn Jahren hierher“, verrät der Geschäftsmann aus Taiwan. „Ich fühle mich hier schon richtig zu Hause“, sagt er noch, dann tanzt er gleichzeitig mit zwei jungen Damen aus Korea, die rot blinkende Teufelshörner auf dem Kopf tragen. „Nächstes Jahr kommen wir mit noch mehr Freunden her“, ruft er. „Seht euch all diese Menschen an“, sagt John aus den USA, der seit mehr als 40 Jahren Open-Source-Software entwickelt und zeigt auf die Polonaise, die sich durch den Saal windet. „Sie kommen doch prima miteinander aus – da sollten sich die Politiker mal ein Beispiel dran nehmen.“

„Die Cebit ist schon lustig“, sagt ein junger Kanadier, der John gegenübersitzt. „Aber eigentlich ist so eine Messe nicht mehr zeitgemäß“, meint er. Das Internet mache es inzwischen möglich, die besten Angebote potenzieller Partner in aller Ruhe vom Schreibtisch aus zu finden. Große Hallen und pompöse Stände brauche es dafür nicht mehr.

Das sieht Marcelo aus dem diesjährigen Messe-Partnerland Brasilien anders. „Habt ihr die Fotos von Kanzlerin Merkel mit unserer Präsidentin Dilma Rousseff gesehen, wie einträchtig sie da beim Messerundgang nebeneinanderstanden?“, fragt der Experte für Computeranimationen aus Sao Paulo. „Wir sind hier mit über 300 Leuten aus Brasilien hergekommen“, sagt er und winkt einen Landsmann an den Tisch, den er seinen neuen Bekannten vorstellen möchte.

Der tanzfreudige Taiwanese hat derweil eine lustige Aktion am andern Ende des Saals erspäht: Immer mehr Leute fangen an, die blauen Tischdecken aneinander zu knoten. Mit wedelnden Armen sorgt er dafür, dass Biergläser hochgehoben werden. Auch John und Marcelo sind schon eifrig am Knoten – bald sind etliche Tischdecken zu einem riesigen Partyspielzeug geworden.

Dass die Cebit noch einige anstrengende Tage bereithält, scheint vergessen. Zu fortgeschrittener Stunde brilliert die Stimmungsband mit einem aktuellen Schlager. Der Sänger reckt seinen leeren Humpen in die Höhe: „Schatzi, schenk mir ein Weißbier!“ (dapd)