Erdbeben, Vulkanausbrüche, Fluten und Hangrutschungen: Gut 500 Geophysiker tauschen bis Donnerstag in Hamburg neueste Erkenntnisse aus.

Hamburg. Mehr als 500 Geophysiker treffen sich von heute bis Donnerstag zur Jahrestagung der Geophysikalischen Gesellschaft an der Universität Hamburg. Sie tauschen Erkenntnisse zur Frühwarnung und Dynamik von Naturgefahren wie Erdbeben, Vulkanausbrüche, Fluten und Hangrutschungen aus. Zu den wissenschaftlichen Höhepunkten der Tagung zählt ein Forschungsprojekt in Flottbek.

"Erdfall-Forschung im städtischen Raum" lautet der Titel einer Studie des Flottbeker Untergrundes. Der Fachbegriff Erdfall bezeichnet das allmähliche, selten auch plötzliche Absenken von Bodenbereichen. Der letzte Erdfall im Raum Hamburg/Schleswig-Holstein ereignete sich im Juni 2010 in Quickborn. Unmittelbar vor einer fünfgeschossigen Wohnanlage sei der Boden großflächig um bis zu 50 Zentimeter abgesackt, berichtete damals die Feuerwehr - "ursächlich ist wahrscheinlich ein Zusammenbruch in einem unterirdischen Salzstock".

Generell rufen Lösungsprozesse Erdfälle hervor, in Norddeutschland entstehen sie in Gips- oder Salzgestein. Durch den Untergrund von Hamburgs Westen verläuft eine ausgedehnte Salzstruktur. Sie reicht von der Elbe bis Quickborn. Im Groß Flottbeker Boden registrierten die Geophysiker zudem wiederholt kleinste Erdbeben (Mikrobeben), die immerhin stark genug waren, um von Einwohnern bemerkt zu werden. Das Gebiet wurde als regionaler Schwerpunkt ausgewählt, um am Flottbeker Markt einen Erdfall in einem Stadtbereich zu erforschen. Seismische Messungen lieferten den Forschern der Universität Hamburg und des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (Hannover) bereits ein Bild der Bodenschichten inklusive Salzstrukturen. In diesem und im kommenden Jahr sollen nun zwei Forschungsbohrungen folgen, die bis zu 100 Meter tief in die Erde getrieben werden.

Weitere Hamburger Wissenschaftler werden auf der Tagung ihre neuesten Erkenntnisse präsentieren, etwa zum Vulkanismus am Meeresboden der Ägäis (Prof. Christian Hübscher, Institut für Geophysik, Uni Hamburg) oder zum antarktischen Pine-Island-Gletscher (u. a. Prof. Angelika Humbert, KlimaCampus). Der längste und schnellste Gletscher der Antarktis hat seine Fließgeschwindigkeit von jährlich 2,3 Kilometer Mitte der 1970er-Jahre auf aktuell vier Kilometer pro Jahr erhöht. Damit wächst auch sein Beitrag zum Meeresspiegelanstieg.

Öffentliche Vorträge während der Tagung: Heute, 15.45 Uhr: "Die geophysikalische Erkundung der Antarktis" (Prof. Heinrich Miller)Mittwoch, 20 Uhr: "Klimawissenschaft - ist das Physik?" (Prof. Hans v. Storch).Ort für beide Vorträge: Hörsaal 1, Geomatikum, Bundesstraße 55 (Eintritt frei)