Parvoviren gehören mit einem Durchmesser von einem 20 Millionstel Millimeter Durchmesser zu den kleinsten bekannten Viren. Wie die Forscher um Prof. Jean Rommelaere vom DKFZ und Dr. Karsten Geletneky von der Heidelberger Uniklinik in ihren Experimenten festgestellt haben, können die Viren Tumorzellen zerstören, ohne gesundes Gewebe anzugreifen.

Heidelberg. Eine Behandlung mit Viren kann möglicherweise Patienten helfen, die an bösartigen Hirntumoren, sogenannten Glioblastomen, erkrankt sind. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg und der Neurochirurgischen Uniklinik Heidelberg setzen Parvoviren gegen die Geschwulste ein, die als die gefährlichsten Hirntumoren gelten. Nur etwa die Hälfte der Menschen, die daran erkrankt sind, überleben das erste Jahr nach Stellung der Diagnose. Nach Erfolg versprechenden Ergebnissen der Parvovirus-Therapie bei Ratten haben die Forscher jetzt auch die erste Studie an Menschen gestartet, um die Sicherheit der Therapie zu erproben. Das berichteten sie auf dem Krebskongress in Berlin.

Parvoviren gehören mit einem Durchmesser von einem 20 Millionstel Millimeter Durchmesser zu den kleinsten bekannten Viren. Wie die Forscher um Prof. Jean Rommelaere vom DKFZ und Dr. Karsten Geletneky von der Heidelberger Uniklinik in ihren Experimenten festgestellt haben, können die Viren Tumorzellen zerstören, ohne gesundes Gewebe anzugreifen.

Ratten mit Glioblastomen wurden die Parvoviren auf zwei unterschiedlichen Wegen injiziert. Die eine Gruppe erhielt die Injektion direkt in das Tumorgewebe, bei der anderen Gruppe wurden die Viren in die Venen gespritzt. Bei beiden Gruppen bildete sich der Tumor zurück. Im Nervengewebe um die Geschwulst hinterließ die Virusinfektion keine Schäden. Zwar war das Virus einige Tage nach der Infektion in allen Organen der Tiere nachweisbar, allerdings nur vorübergehend, weil sie sich in den gesunden Zellen nicht vermehrten. Eine Vermehrung fand ausschließlich im Tumorgewebe statt. Durch diese Eigenschaften konnten auch solche Tumorzellen vernichtet werden, die sich in einiger Entfernung von dem ursprünglichen Tumor abgesiedelt hatten.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Parvoviren auch beim Menschen keine ernsthaften Krankheitssymptome hervorrufen. Weil sie ihre Gene nicht in das Erbgut der infizierten Zellen einbauen, bestehe auch nicht das Risiko, dass sie versehentlich wachstumsfördernde Gene der Krebszellen aktivieren.