Der Mangel eines bestimmten Eiweißes fördert die Entstehung der Tumoren

Wien. Eine offensichtlich wichtige Rolle bei der Entstehung von Brustkrebs spielt der Mangel eines bestimmten Eiweißstoffes. Das haben Forscher der Universität Wien in Zusammenarbeit mit US-Wissenschaftlern herausgefunden. Sie berichten darüber in der Fachzeitschrift "Oncotarget".

Brustkrebs ist der häufigste Krebs bei Frauen, und trotz immer besserer Therapiemethoden sterben nach wie vor viele Erkrankte an diesem Tumor. Das liegt unter anderem auch an dem schnellen Verlauf der Erkrankung. Warum das so ist, verstehen Krebsforscher bisher nur zum Teil. Aber sogenannte STAT-Signalproteine geben den Wissenschaftlern Einblicke in die Vorgänge, die sich bei der Entstehung der Tumoren in den Zellen abspielen. So ist bekannt, dass sich die Chance auf eine Heilung verbessert, wenn in den Zellen viele STAT-1-Proteine vorhanden sind.

Die Forscher haben nun herausgefunden, was ein Mangel an STAT 1 bewirkt. In Experimenten mit Mäusen konnte Christine Schneckenleithner aus der Forschergruppe um Veronika Sexl von der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigen, dass ohne das Eiweiß Brustkrebs viel häufiger entsteht. Ein Grund dafür ist, dass das Immunsystem ohne dieses Protein den Krebs nicht mehr bekämpfen kann. Denn die weißen Blutkörperchen, die normalerweise die Tumorzellen erkennen und abtöten, können ohne STAT 1 diese Aufgabe nicht mehr erfüllen. Die Folge: Die Krebszellen können sich unkontrolliert vermehren.

Und es gibt noch einen zweiten Weg, auf dem ein Mangel dieses Eiweißes die Krebsentstehung beeinflusst: Wenn bestimmten Zellen in der Brust das Protein fehlt, bilden sich dort vermehrt kleine Inseln aus Krebszellen. Sie sind der erste Schritt in der Entwicklung einer Krebserkrankung. Denn ohne das Protein beginnt die Zelle sich unkontrolliert zu teilen.

Der Verlust des Eiweißes begünstigt die Entwicklung von Brustkrebs also über zwei verschiedene Mechanismen. Schneckenleithner fasst ihre Ergebnisse so zusammen: "Das Entfernen von STAT 1 führt in den Mäusezellen nicht nur zu mehr Mini-Krebsherden, es setzt auch das Immunsystem schachmatt, was zu einem stark beschleunigten Wachstum der Tumoren führt." Dieser doppelte Effekt erklärt, warum Patienten mit schwacher STAT-1-Aktivität eine schlechte Aussicht auf Heilung haben. Er weist der Forschung aber auch neue Wege für die Entwicklung von Behandlungsansätzen dieser weitverbreiteten Krebsart.