Bei einer neuen Veranstaltungsreihe der Körber-Stiftung bestimmt das Publikum den Ablauf

Hamburg. Zwei oder mehr Experten auf der Bühne. Für und wider. Lange, teils zähe Ausführungen. Das Publikum ist passiv, nur am Ende sind Fragen erlaubt. So oder ähnlich verlaufen viele Podiumsdiskussionen, sie sind langweilig - zumindest für die Zuschauer.

Die Körber-Stiftung will es besser machen. "Pointing Science" nennen die Veranstalter eine neue Gesprächsreihe, die das Publikum animieren soll, den Ablauf selbst in die Hand zu nehmen - per Laserpointer. Dies gelang beim Auftakt am Dienstagabend im KörberForum tatsächlich. Doch das Konzept hat auch Tücken.

Als Experten geladen waren Dr. Elisabeth Hildt, Neuroethikerin von der Universität Mainz, und Prof. Ad Aertsen, Neurobiologe und Biophysiker von der Universität Freiburg. Thema des Abends: Technik im Gehirn. Hinter den beiden Forschern hing eine Leinwand, auf der etwa alle zehn Minuten jeweils drei neue Videos eingeblendet wurden. Am Rand saßen die Erfinder des Konzepts, Tobias Hülswitt (Autor), Roman Brinzanik (Physiker) und Gunther Kreis (Regisseur).

Hülswitt kam die Rolle eines "technischen Moderators" zu, der das Publikum fragte, welche Videos gezeigt werden und ob die beiden Forscher zwischendurch Fragen beantworten sollten. Das entschieden die 240 Zuschauer, indem sie mit ihren Laserpointern auf die Videos oder die weißen Flächen hinter den Forschern deuteten: Die meisten roten Punkte an einer Stelle gaben den Ausschlag. Jeder Redebeitrag war auf drei Minuten begrenzt.

Es dauerte zwar eine Viertelstunde, bis alle Zuschauer ihre Laserpointer zweckmäßig einsetzen konnten. Zunächst schwirrten die meisten roten Punkte ziellos über die Wände, sodass Tobias Hülswitt eher schätzen als eindeutig erkennen konnte, wie der Volksentscheid ausfiel. Doch nach der Eingewöhnung ging das Konzept auf - und die Zuschauer hatten offensichtlich Spaß. Viel zu lernen gab es allerdings nicht an diesem Abend, vor allem deshalb, weil Zusammenhänge unklar blieben. Die Themen der Videos etwa reichten von "Was ist Liebe" über "Hypersexuell" bis "Hirnschrittmacher". Interessante Ausschnitte, zusammengenommen aber wenig erhellend. Wenn die Zuschauer etwas lernten, dann vor allem, wie wenig wir noch wissen über das Gehirn - und entsprechend auch über Technik im Gehirn. Bezeichnend folgende Situation: Hülswitt: "Weiß man eigentlich, wie so ein Hirnschrittmacher funktioniert?" Prof. Aertsen: "Nein." Im Publikum: Gelächter.

Vielleicht regt diese Form der Wissensvermittlung die Zuschauer dazu an, sich weiter zu informieren. Vielleicht ist weniger aber auch mehr.

Der nächste "Pointing Science"-Abend (Thema: Zukunft der Mobilität) findet am 4.6. statt. Anmeldung ab dem 21.5. unter www.koerberforum.de