Sogar entfernte Erdbeben rütteln am Dom - wie beim Tsunami-Beben in Japan. Auch wenn die Bewegungen im Milimeterbereich liegen

Köln. Erdbeben, Glockenschlag und Zugverkehr: Der Kölner Dom gerät in regelmäßigen Abständen ins Schwanken. Dies geht aus neuen Untersuchungen der Universität Köln hervor. Durch das Tsunami-Beben im 9.000 Kilometer entfernten Japan im März 2011 habe sich der Dom mehrmals und vollständig um einen Zentimeter auf und ab bewegt, schreiben die Experten im Fachmagazin „Seismological Research Letters“. Bei einem Beben der Stärke 4,4 im rund 90 Kilometer entfernten Koblenz hätten die 157 Meter hohen Türme mehrere Minuten um den Bruchteil eines Millimeters gewankt.

Die leichten Erschütterungen werden offensichtlich durch den Untergrund des Prachtbaus gefördert. Denn die Kirche steht auf etwa 300 Meter dickem Sandboden. Hochrechnungen zufolge könnte ein Beben der Stärke 6,0 in 20 Kilometer Entfernung die Kirchentürme um sieben Zentimeter bewegen, sagte Forschungsleiter Klaus-Günter Hinzen am Dienstag der Nachrichtenagentur dapd. Vor 20 Jahren hatte ein Beben der Stärke 5,4 in 60 Kilometer Entfernung Verzierungen des Prachtbaus abbrechen lassen.

Selbst der „Decke Pitter“, die größte frei schwingende Glocke der Welt, rüttelt an dem Bau. Wenn der Klöppel im Südturm zuschlage, schwinge der Nordturm um 0,2 Millimeter, sagte Hinzen, der auch Leiter der Erdbebenstation Bensberg ist. Im Südturm sei die Eruption noch größer.

+++Blindwalk: Bei der Stadtführung im Dunkeln tappen+++

+++Karin Beier will weg, der Dom bleibt in Köln+++

Im Alltag wanken die Türme im tausendstel Millimeterbereich. Für Menschen sei dies nicht spürbar, sagte Hinzen. Auch der Kölner Hauptbahnhof, den täglich 1.200 Züge passieren, zehrt an der zweithöchsten Kirche Deutschlands. Einen weiteren Einfluss habe die Temperatur. „Bei Frost frieren die Steine und die Schwingungen werden schneller“, sagte Hinzen. Dennoch bestehe für das Jahrhunderte alte Bauwerk keine große Gefahr. „Die Türme sind in sich sehr massiv.“

Für die Messungen hatten die Geophysiker in den vergangenen Jahren fünf Sensoren an verschiedenen Positionen montiert. Aus den Daten wollen die Wissenschaftler ein Warnsystem für Stürme und starke Erdbeben aufbauen.