Viele Lämmer in Nordrhein-Westfalen kommen derzeit missgebildet zur Welt. Russland hat deshalb jetzt ein Importstopp verhängt.

Düsseldorf/Soest. Sie haben verdrehte Gelenke oder missgebildete Glieder: Viele Lämmer kommen derzeit in NRW nicht lebensfähig zur Welt. Grund ist das Schmallenberg-Virus, das immer weiter um sich greift. Aus allen Teilen des Landes werden mittlerweile Verdachtsfälle von Infektionen gemeldet. Auf 14 Höfen ist die Infektion nach Auskunft des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV NRW) bereits bestätigt. Allein im Kreis Soest sind dem Kreisveterinäramt zufolge Symptome in 15 Betrieben festgestellt worden. Bisher gibt es keine Meldepflicht. Das könnte sich aber demnächst ändern. Viele Tierhalter wenden sich schon jetzt Hilfe suchend an die Behörden.

„Wir können im Moment wenig machen. Wir müssen möglichst viele Daten erheben und möglichst viel über die Krankheit lernen, um für die nächste Saison gerüstet zu sein“, sagte der Geschäftsführer des NRW-Schafzuchtverbandes in Bad Sassendorf, Ernst Brüggemann. Bislang gebe es wenig gesicherte Erkenntnisse. Die Schäfer sehen Brüggemann zufolge die Lage nicht so dramatisch, wie sie in den Medien dargestellt werde. Einzelne Betriebe seien stark betroffen. In manchen Betrieben gebe es aber nur Einzelfälle.

Das Virus, das nach bisherigen Erkenntnissen der Behörden im Herbst von Mücken übertragen worden ist, macht sich sowohl in Rinder- als auch Schafbeständen bemerkbar. Milchkühe hatten hohes Fieber und gaben weniger Milch. Bei Schafen sind die Folgen der Krankheit dramatischer: Bis zu 30 Prozent der neugeborenen Lämmer sind missgebildet und nicht lebensfähig. Aber auch bei Kälbern wurden erste Missbildungen festgestellt.

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Russland will sich vor dem Virus inzwischen schützen. Das Land hat laut Westfalen-Blatt ein Einfuhrstopp gegen Schafe und Ziegen aus Deutschland verhängt. "Ich kann nicht ausschließen, dass der Importstopp auf Rinder ausgeweitet wird", sagte der Vize-Chef der russischen Veterinärbehörde.

Experten gehen davon aus, dass die Krankheit für die infizierten Tiere selbst relativ harmlos verläuft. Sind Schafe oder Kühe allerdings trächtig, schädigt das Virus den Nachwuchs. In den kommenden Wochen werden deshalb noch viele Verdachtsfälle bei den Schäfern erwartet – so auch im Kreis Soest, wie das dortige Veterinäramt bestätigte. Im Sommer könnte es dann auch bei Rinderzüchtern eine Welle von Missbildungen geben.

Die Einführung einer Meldepflicht für Infektionen mit dem Schmallenberg-Virus sei geplant, berichtete das LANUV in Recklinghausen. Tierärzte in NRW seien aber schon jetzt aufgefordert, Erkrankungen zu melden. Die Meldungen laufen dann beim LANUV auf, wo jeden Montag ein aktuelles Bild der Infektionslage erstellt werden soll.