Hamburg/München. Forscher des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) führen im Südpolarmeer seismische Untersuchungen durch, die die dort lebenden Wale gefährden. Das kritisierten gestern die Umweltstiftung WWF und die Walschutzorganisation WDCS. "Der Höllenlärm unter Wasser wird kilometerweit übertragen und kann bei Walen und Robben massive Gehörschäden verursachen", sagt Stephan Lutter vom WWF-Büro in Hamburg. Der Einsatz von sogenannten Airguns (Luftkanonen) erzeuge Schalldrücke von bis zu 260 Dezibel, dies sei etwa 10 000-mal so laut wie ein Presslufthammer.

Verschiedene Studien haben für militärische Sonareinsätze nachgewiesen, dass Wale durch starken Lärm verletzt wurden oder sogar daran starben. Die Gefahr sehen die Walschützer auch für die seismische Untersuchung des Meeresbodens. In diesem Fall ziehen die Forscher ein sechs Kilometer langes, mit Luftkanonen versehenes Messkabel durch die antarktische Prydz Bay. "Wenn Wale einen Meter neben den Luftkanonen schwimmen würden, wäre eine Schädigung nicht auszuschließen. Doch die Tiere weichen großräumig aus", sagt Dr. Wilfried Jokat, der das AWI-Messprogramm leitet.

Die umstrittenen Messungen machen Wissenschaftler des russischen Forschungsschiffs "Akademik Karpinsky", die beiden AWI-Forscher sind nur zu Gast an Bord. Sie fangen mit einem eigenen Messgerät, dem Ozeanbodenseismometer, die aus 20 bis 30 Kilometer Bodentiefe reflektierten Schallwellen für eigene Auswertungen auf.